Die große Bühne der Skiprinzessin
Während Mikaela Shiffrins Rekordfahrt weitergeht, staunt die Skiwelt über eine potenzielle Nachfolgerin: Die 16-jährige Lara Colturi meistert den Spagat zwischen Weltcup und Juniorengold.
Kronplatz. Den Red-Bull-Helm hat sie schon. Der Fuschler Konzern lässt sich bekanntlich kaum ein Skitalent entgehen, dieser Neuzugang aber könnte alles Bisherige in den Schatten stellen: Lara Colturi ist gerade erst 16 Jahre alt geworden, ist dieser Tage zwischen der Junioren-WM in St. Anton am Arlberg und dem Damen-Weltcup gependelt – und hat Beobachter da wie dort staunend zurückgelassen.
Während Mikaela Shiffrin am Kronplatz ihre Rekordjagd mit den Weltcupsiegen Nummer 83 und 84 fortgesetzt hat, ist Colturi im Begriff, in die Fußstapfen der US-Amerikanerin zu treten. Bei den beiden Riesentorläufen landete sie jeweils auf Platz 17, ins Rennen gegangen war sie mit den Startnummern 51 und 46. Die weiteren Highlights ihres ersten Weltcupwinters: Riesentorlauf-Debüt mit Rang 17 in Killington samt viertbester Laufzeit im zweiten Durchgang, neuntbeste Laufzeit am Semmering (20.).
Bemerkenswert zuletzt: Nur wenige Tage vor dem KronplatzDoppel fuhr Colturi bei der Junioren-WM
in St. Anton Gold (Super-G) und Bronze (Riesentorlauf) ein, als 16-Jährige in einem U21-Bewerb wohlgemerkt. Wie sehr so ein Szenenwechsel danebengehen kann, hat die Schwedin Hanna Aronsson Elfman, 20, gezeigt. Die frischgebackene Doppeljuniorenweltmeisterin von St. Anton verpasste in Kronplatz den zweiten Durchgang klar.
Dass Colturis WM-Erfolge dem Skiverband aus Albanien einen Eintrag im Medaillenspiegel beschert haben, ist die andere Geschichte, die dem Teenager schon manch Schlagzeile eingebracht hat. Colturi wurde zwar in Turin geboren, als Tochter von Daniela Ceccarelli, Italiens Olympiasiegerin von 2002 (Super-G), und Skischulbesitzer Alessandro Colturi. Den italienischen Verband hat sie im Vorjahr aber aus eigenen Stücken verlassen. Der Grund: Das Privatteam um Mutter Daniela will freie Hand bei der Saison- und Trainingsplanung, außerdem wohl auch bei den Sponsoren. Im Kader eines großen Verbands wie der Federazione Italiana Sport Invernali (Fisi) wäre das kaum möglich. Zudem besitzt Ceccarelli auch den albanischen Pass. Der fixe Weltcup-Startplatz (den Europacup hat Colturi überhaupt übersprungen) spielte ebenfalls eine Rolle.
Bitter für die Italiener jedenfalls, die über eine große Masse an jungen Rennläufern verfügen, aber vergleichsweise wenig davon bis ganz nach oben bringen. Dass nun bei Colturis künftigen Siegen die albanische Hymne erklingen würde, stieß bei vielen Skistars der Azzurri wie Sofia Goggia auf wenig Verständnis. Für Albanien hingegen ist das Team Colturi eine einmalige Chance, um in der Skiwelt Fuß zu fassen, immerhin gibt Daniela
Ceccarelli nun auch die Sportdirektorin des albanischen Skinationalteams.
Colturis Fahrstil – die 16-Jährige beherrscht alle Disziplinen – ist eine bemerkenswerte Mischung aus Kraft und Leichtigkeit. Dass sie auch eine mehr als begabte Eiskunstläuferin ist – auch diese Sportart betrieb sie wettkampfmäßig –, überrascht bei ihren Schwüngen nicht. Am Kronplatz ging Colturi gewohnt kompromisslos zu Werke, Druck ob ihrer Ausnahmestellung in der Skiwelt verspürt sie keinen. Lieber zitiert sie Serena Williams: „Druck zu haben, ist ein Privileg.“
Mit im Team ist auch Trainer Cristian Javier Simari Birkner, der sich als Argentinier im Weltcup einen Namen gemacht hat. Er sagt über seinen Schützling: „Eine besondere Frau, ähnlich wie Mikaela Shiffrin in jungen Jahren.“(joe) Riesentorlauf Kronplatz:
1. Mikaela Shiffrin (USA) 2:03,28 Min.
2. Ragnhild Mowinckel (NOR) +0,82 Sek.
3. Sara Hector (SWE) +1,19.
Weiters: 11. Scheib (AUT) 16.