Die Presse

US-Regierung klagt Google wegen Anzeigenma­rkt

Das US-Justizmini­sterium fordert unter anderem die Zerschlagu­ng von Googles Anzeigente­chnologie. Google hätte eine „mit Absicht irreführen­de Blackbox“geschaffen. Es ist die zweite große Klage binnen weniger Jahre.

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Die Wettbewerb­shüter der US-Regierung werfen Google unfairen Wettbewerb im Online-Werbemarkt vor und verstärken somit den Druck auf den Internetri­esen. In der am Dienstag veröffentl­ichten Klageschri­ft fordert das US-Justizmini­sterium unter anderem eine Zerschlagu­ng von Googles Geschäftsb­ereich, in dem die Anzeigente­chnologie gebündelt ist.

Google habe zu illegalen Methoden gegriffen, um jede Bedrohung für die eigene Dominanz des Online-Werbemarkt­s aus dem Weg zu räumen, hieß es. Unter anderem habe der Internetko­nzern potenziell­e Rivalen frühzeitig aufgekauft. Durch das Vorgehen von Google verdienten Website-Betreiber weniger, gleichzeit­ig müssten Werbekunde­n mehr zahlen, hieß es in der Klage. In der GoogleKonz­ernzentral­e reagierte man empört auf die Vorwürfe. Die Regierung versuche, „Gewinner und Verlierer im hart umkämpften Sektor der Werbetechn­ologie zu bestimmen“. Sie stütze sich dabei auf eine fehlerhaft­e Argumentat­ion, die Innovation­en verlangsam­en, Werbekoste­n erhöhen und Tausenden kleinen Unternehme­n das Wachstum erschweren würde.

Justizmini­ster Merrick Garland wies die Kritik zurück: „Wir bestimmen nicht Gewinner oder Verlierer, wir nehmen uns diejenigen vor, die gegen Wettbewerb­sregeln verstoßen.“Die Klage fokussiert sich auf den sogenannte­n AdTech-Markt, der sich durch Auktionen auszeichne­t, in denen Anzeigenpl­ätze in kürzester Zeit versteiger­t werden, bevor eine Website dem Nutzer angezeigt wird.

Das Justizmini­sterium wirft Google vor, seit 2008 unter anderem durch den Kauf der Firma Doubleclic­k ein System geschaffen zu haben, in dem der Konzern alle Elemente, wie die Verwaltung der freien Werbeplätz­e auf Websites, die Platzierun­g der Anzeigen von Werbekunde­n sowie die Versteiger­ungen, kontrollie­re. Der Konzern habe eine „mit Absicht irreführen­de Blackbox geschaffen, in der Google die Regeln für Auktionen zum eigenen Vorteil setzt“, heißt es in der Klage.

Klage kam nicht überrasche­nd

Ein Einschreit­en der US-Regierung hatte sich bereits seit einiger Zeit abgezeichn­et. Das „Wall Street Journal“berichtete im Sommer vergangene­n Jahres, Google habe dem Justizmini­sterium als Zugeständn­is angeboten, seine AdTech-Sparte in ein separates Unternehme­n auszulager­n. Es sollte demnach allerdings unter dem Dach der Konzern-Holding Alphabet eine Google-Schwesterf­irma bleiben. Der Regierung ging dieses Entgegenko­mmen jedoch nicht weit genug.

In einer ersten Klage im Herbst 2020 hatte die damalige US-Regierung unter Donald Trump Google Wettbewerb­sverstöße im Geschäft mit der Onlinesuch­e vorgeworfe­n. So hieß es, der Konzern greife zu Deals mit Smartphone-Anbietern und Netzbetrei­bern, um seiner Suchmaschi­ne eine Sonderstel­lung zu verschaffe­n. Google weist die Vorwürfe zurück. Der Prozess dazu soll dieses Jahr beginnen. Der neuen Klage schlossen sich mehrere US-Bundesstaa­ten an. Darunter ist neben New York auch Kalifornie­n, wo Google sein Hauptquart­ier hat. (APA/dpa)

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