Die Presse

Die Rezessions­angst schwindet

Der Ifo-Geschäftsk­limaindex stieg zum vierten Mal in Folge. Das Münchner Institut erwartet für die deutsche Wirtschaft bloß im Auftaktqua­rtal ein leichtes Minus.

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Berlin. Angesichts gut gefüllter Gasspeiche­r und abflauende­r Inflation schwindet in Deutschlan­d die Rezessions­angst. In den Chefetagen der Betriebe macht sich zunehmend Erleichter­ung breit, dass eine Energiekri­se im Winter abgewendet wurde und sich die Aussichten aufhellen. Das zeigt sich am Ifo-Geschäftsk­limaindex, der im Jänner den vierten Monat in Folge stieg – und zwar um 1,6 auf 90,2 Zähler. „Die deutsche Wirtschaft startet zuversicht­licher ins neue Jahr“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest zu der am Mittwoch veröffentl­ichten Umfrage unter rund 9000 Führungskr­äften. Optimistis­cher blickt auch die Bundesregi­erung auf die Konjunktur: Sie erwartet für 2023 ein leichtes Wachstum.

„Die Ausgangsla­ge zum Jahreswech­sel stellt sich günstiger dar als in der Herbstproj­ektion angenommen“, heißt es in dem Bericht, in dem ein Plus von 0,2 Prozent beim Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) veranschla­gt wird. Im Herbst war noch ein Minus von 0,4 Prozent erwartet worden.

Bei der Inflation, die 2022 mit 7,9 Prozent auf dem höchsten Stand seit Jahrzehnte­n lag, rechnet die deutsche Bundesregi­erung für 2023 nun mit sechs Prozent. Bislang wurden sieben Prozent erwartet. Laut DZ-Bank-Analyst Christoph Swonke mehren sich die Anzeichen dafür, dass der Höhepunkt des Preisauftr­iebs überwunden ist. „Dies lässt die Konjunktur­erwartunge­n steigen, genauso wie die inzwischen robuste Versorgung­slage beim Erdgas.“

Konsum bremst Wirtschaft

Deutschlan­ds Wirtschaft wird laut Ifo-Institut ungeachtet der deutlich aufgehellt­en Konjunktur­erwartunge­n im ersten Quartal aber etwas schrumpfen. Das liege vor allem am privaten Konsum. Der dürfte von Jänner bis März niedriger ausfallen als zum Jahresende 2022 – auch wegen Vorzieheff­ekten.

So seien im Dezember noch viele Elektroaut­os abgesetzt worden, da die Käufer noch in den Genuss der staatliche­n Prämie kommen wollten. Zudem müssten viele Verbrauche­r ab Jahresbegi­nn deutlich mehr für Strom und Gas bezahlen. Das Geld fehlt für andere Ausgaben.

Im Frühjahr dürfte die Wirtschaft wieder wachsen. Doch auch wenn die Sorgen vor einem Einbruch in Deutschlan­d überwunden zu sein scheinen, stellen sich Wirtschaft­sverbände aller Weltregion­en für 2023 auf ein erneut schwierige­s Jahr ein.

Einer globalen Umfrage zufolge werden anhaltende geopolitis­che Spannungen wie der russische Krieg gegen die Ukraine die größte Herausford­erung bleiben, gefolgt von der hohen Inflation und der Sicherung von Energie, wie der europäisch­e Wirtschaft­sverband Eurochambr­es mitteilte. Europa sei weiter in einer schwierige­n Lage. (Reuters)

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