Kneissls Kreml-Klunker: Ex-Ministerin erstattete Anzeige
Weil 2022 publik geworden war, dass sie von Putin Hochzeitsjuwelen um 50.000 Euro bekam, brachte Kneissl eine Sachverhaltsdarstellung ein.
Die Bilder von Karin Kneissls Hochzeit im Sommer 2018 gingen um die Welt – der Grund dafür war der Stargast der damaligen Außenministerin der FPÖ: Russlands Präsident Wladimir Putin. Dieser erwies sich auch als ausgesprochen guter Gast, brachte gleich mehrere Hochzeitsgeschenke ins steirische Gamlitz mit – allein: Das opulenteste Mitbringsel des russischen Machthabers wurde der Öffentlichkeit offiziell verschwiegen.
Weißgold mit Saphiren
Erst Jahre später kam heraus, dass Putin der österreichischen Politikerin sündteure Juwelen überreicht hatte. In einem vom Außenministerium beauftragten Gutachten beim Dorotheum – publik gemacht durch die „Kronen Zeitung“– wurden die „zwei Ohrclipsgehänge, weißgold mit zwei Saphiren“auf 50.000 Euro geschätzt. Das Problem an der Sache: Eine Ministerin darf derart teure Geschenke nicht einfach so annehmen, diese Rechtsmeinung vertrat man jedenfalls im Außenministerium und teilte das Kneissl, die sich nicht von ihrem Schatz trennen wollte, auch so mit.
Anzeige der Ex-Ministerin
Die Folgen, kurz zusammengefasst: Man arbeitete an einem Leihvertrag für Kneissl, damit sie die Juwelen ausführen kann, diese aber nicht offiziell besitzt. Die Ministerin war damit nicht zufrieden, es folgte ein veritabler Streit. Kneissl nannte das Papier in einem Mailverkehr mit ihrem früheren Haus gar „Knebelvertrag“– jetzt liegen die Juwelen immer noch in einem Safe des Außenministeriums.
Streit erledigt also? Nicht für Kneissl: Die Ex-Ministerin hat nämlich aus Ärger über das mediale Publikwerden der Details ihrer Hochzeitsgaben eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht. Mitunter geht es in der Causa um den Vorwurf des Amtsmissbrauchs. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft bestätigt auch den Eingang der Anzeige der Ex-Ministerin. In der Folge ermittelte die Staatsanwaltschaft Wien auch in der Causa – nur: Ein juristischer Erfolg für Kneissl zeichnet sich nicht wirklich ab. Laut der Behördensprecherin gibt es derzeit keine weitere Ermittlungsarbeit, diese sei vorerst „abgebrochen“. Laut Staatsanwaltschaft bedeutet das jedoch nicht, dass die Ermittlungen auch abgeschlossen sind; sollten neue Erkenntnisse gewonnen werden, könnten die sie wieder aufgenommen werden, heißt es. Im Außenministerium wird indes erklärt, dass man gar nicht von der Justiz zur Causa befragt worden ist. Kneissl selbst wollte sich auf Nachfrage nicht zur Sache äußern – weil sie nicht mehr mit österreichischen Medien sprechen wolle, wie die Frau erklärt, die nach Eigendefinition ein Leben als „politischer Flüchtling“fristet. Nur so viel: Sie stehe lediglich für Anfragen der Justiz zur Verfügung, bislang habe sie eine solche aber nicht erreicht.
Kneissl hält sich mittlerweile zwar im Libanon auf, sorgt aber durch den Vorwurf der RusslandNähe immer noch für öffentliche Debatten: Im Vorjahr wurde sie heftig kritisiert, weil die frühere Aufsichtsrätin des russischen Ölkonzerns Rosneft nach Putins Angriff auf die Ukraine im Netz russische Propaganda-Sujets verbreitet hatte. Im Dezember stellte sie via Twitter Fotos aus Moskau ins Netz, um die „Schönheit“der Stadt im Schnee zu betonen – was ihr sogar Kritik des polnischen Ministerpräsidenten einhandelte. (red.)