Was bringt es, im Haushalt Biomüll getrennt zu entsorgen?
Der Inhalt der Biotonne kann in Biogas und Humus verwandelt werden. Beide Verwertungen erzielen Vorteile für Wirtschaft und Umwelt.
Wir müssen in Mödling jetzt eine Biotonne verwenden“, schreibt ein „Presse“-Leser und fragt, was Recycling von Bioabfällen im Haushalt für die Gemeinde wirtschaftlich bringen kann. Marion Huber-Humer vom Institut für Abfallund Kreislaufwirtschaft der Boku antwortet: „Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen dem, was der Mehrwert der getrennten Sammlung ist, und dem, was die gesetzlichen Vorgaben sind.“Denn seit den 1990er-Jahren ist in Österreich klar geregelt, dass Biomüll in Haushalten gesammelt und recycelt wird.
Die getrennte Erfassung ist hierzulande prinzipiell gesetzlich verpflichtend – auch vonseiten der EU durch das Kreislaufwirtschaftspaket. Was mit dem Biomüll geschieht, ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich und hängt von den Verwertungsmöglichkeiten in der Region ab. Beide möglichen Wege bringen nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich etwas: Entweder kommt der Biomüll in eine Biogas-Anlage, wo durch Vergärung (anaerobe Behandlung) erneuerbare Gase gewonnen werden. Oder der biogene Abfall wird in Kompostierunsanlagen „aerob“(mit Luft) behandelt, wo Mikroorganismen Humus daraus machen.
„Eine feuchte Biotonne mit wasserhältigen Abfällen wie Speiseresten eignet sich gut für die Biogasgewinnung“, sagt Huber-Humer. „Da wird sich jetzt einiges ändern, weil Österreich gemäß den Überlegungen zum Erneuerbaren-Gase-Gesetz bis 2030 elf Prozent des Gasverbrauchs aus erneuerbaren Quellen beziehen soll.“
Enthält die Biotonne viel Gartenabfall, Strauch- und Grünschnitt, eignet sich der holzige Anteil besonders für die Kompostierung. In den großen Anlagen passiert technisch geleitet das Gleiche wie im gesunden Boden: Die biogene Substanz wird von Mikroben abgebaut und in Humus umgewandelt. „Das ist ein Wertstoff, weil Huminstoffe chemisch, physikalisch und biologisch hervorragende Eigenschaften für den Boden haben“, sagt Huber-Humer. „Mit ihnen bringt man Nährstoffe in den Boden ein und spart anderes Düngemittel.“
Humus hilft, Dünger zu sparen
Andere Folgen sind schwer in Geld oder Wirtschaftsbilanzen umzurechnen, aber trotzdem wertvoll für die Umwelt: Huminstoffe geben Nährstoffe nur langsam ab und wirken bodenstabilisierend: Bei Starkregen wird die Pflanzennahrung nicht ausgewaschen. Zudem verbessert Humus die Wasserspeicherfähigkeit, schützt vor Bodenerosionen. Zusätzlich können Huminstoffe den Temperaturhaushalt positiv beeinflussen und Schadstoffe binden, die dann nicht in den Pflanzen landen.
Bei Biogasanlagen erwirtschaftet nicht nur das produzierte „grüne Gas“Gewinne, sondern auch die Rückstände, die nach der Vergärung übrig bleiben. Sie können wie Dünger (nach Qualitätssicherung schadstofffrei) eingesetzt oder wieder kompostiert und in Humus verwandelt werden.
Gefragt nach Regeln, was in die Biotonne gehört, sagt die Forscherin: „Das gibt jeweils die Gemeinde oder der Abfallverband vor. Es ist in jeder Region anders, je nachdem, ob der Abfall mehr in Biogas- oder Kompostierungsanlagen geht.“Wichtig ist, dass Biotonnen genutzt werden, da Infrastruktur für die Verwertung sonst eine vergeudete Investition wäre und Wertstoffe verloren gehen.
„Mit den Überlegungen zum Erneuerbaren-GaseGesetz wird sich einiges ändern.“Marion HuberHumer, Boku Wien