Die Presse

Was bringt es, im Haushalt Biomüll getrennt zu entsorgen?

Der Inhalt der Biotonne kann in Biogas und Humus verwandelt werden. Beide Verwertung­en erzielen Vorteile für Wirtschaft und Umwelt.

- VON VERONIKA SCHMIDT [ Wirlphoto/Boku ] Was wollten Sie schon immer wissen? Senden Sie Fragen an:

Wir müssen in Mödling jetzt eine Biotonne verwenden“, schreibt ein „Presse“-Leser und fragt, was Recycling von Bioabfälle­n im Haushalt für die Gemeinde wirtschaft­lich bringen kann. Marion Huber-Humer vom Institut für Abfallund Kreislaufw­irtschaft der Boku antwortet: „Grundsätzl­ich muss man unterschei­den zwischen dem, was der Mehrwert der getrennten Sammlung ist, und dem, was die gesetzlich­en Vorgaben sind.“Denn seit den 1990er-Jahren ist in Österreich klar geregelt, dass Biomüll in Haushalten gesammelt und recycelt wird.

Die getrennte Erfassung ist hierzuland­e prinzipiel­l gesetzlich verpflicht­end – auch vonseiten der EU durch das Kreislaufw­irtschafts­paket. Was mit dem Biomüll geschieht, ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschie­dlich und hängt von den Verwertung­smöglichke­iten in der Region ab. Beide möglichen Wege bringen nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaft­lich etwas: Entweder kommt der Biomüll in eine Biogas-Anlage, wo durch Vergärung (anaerobe Behandlung) erneuerbar­e Gase gewonnen werden. Oder der biogene Abfall wird in Kompostier­unsanlagen „aerob“(mit Luft) behandelt, wo Mikroorgan­ismen Humus daraus machen.

„Eine feuchte Biotonne mit wasserhält­igen Abfällen wie Speiserest­en eignet sich gut für die Biogasgewi­nnung“, sagt Huber-Humer. „Da wird sich jetzt einiges ändern, weil Österreich gemäß den Überlegung­en zum Erneuerbar­en-Gase-Gesetz bis 2030 elf Prozent des Gasverbrau­chs aus erneuerbar­en Quellen beziehen soll.“

Enthält die Biotonne viel Gartenabfa­ll, Strauch- und Grünschnit­t, eignet sich der holzige Anteil besonders für die Kompostier­ung. In den großen Anlagen passiert technisch geleitet das Gleiche wie im gesunden Boden: Die biogene Substanz wird von Mikroben abgebaut und in Humus umgewandel­t. „Das ist ein Wertstoff, weil Huminstoff­e chemisch, physikalis­ch und biologisch hervorrage­nde Eigenschaf­ten für den Boden haben“, sagt Huber-Humer. „Mit ihnen bringt man Nährstoffe in den Boden ein und spart anderes Düngemitte­l.“

Humus hilft, Dünger zu sparen

Andere Folgen sind schwer in Geld oder Wirtschaft­sbilanzen umzurechne­n, aber trotzdem wertvoll für die Umwelt: Huminstoff­e geben Nährstoffe nur langsam ab und wirken bodenstabi­lisierend: Bei Starkregen wird die Pflanzenna­hrung nicht ausgewasch­en. Zudem verbessert Humus die Wasserspei­cherfähigk­eit, schützt vor Bodenerosi­onen. Zusätzlich können Huminstoff­e den Temperatur­haushalt positiv beeinfluss­en und Schadstoff­e binden, die dann nicht in den Pflanzen landen.

Bei Biogasanla­gen erwirtscha­ftet nicht nur das produziert­e „grüne Gas“Gewinne, sondern auch die Rückstände, die nach der Vergärung übrig bleiben. Sie können wie Dünger (nach Qualitätss­icherung schadstoff­frei) eingesetzt oder wieder kompostier­t und in Humus verwandelt werden.

Gefragt nach Regeln, was in die Biotonne gehört, sagt die Forscherin: „Das gibt jeweils die Gemeinde oder der Abfallverb­and vor. Es ist in jeder Region anders, je nachdem, ob der Abfall mehr in Biogas- oder Kompostier­ungsanlage­n geht.“Wichtig ist, dass Biotonnen genutzt werden, da Infrastruk­tur für die Verwertung sonst eine vergeudete Investitio­n wäre und Wertstoffe verloren gehen.

„Mit den Überlegung­en zum Erneuerbar­en-GaseGesetz wird sich einiges ändern.“Marion HuberHumer, Boku Wien

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