Die Presse

Onboarding läuft gut, das Offboardin­g nicht

Der jüngste „Hernstein-Management­Report“zeigt die Bedeutung der Employee Experience.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH Mehr Details und aufbereite­te Zahlen unter DiePresse.com/karriere

Die Knappheit am Arbeitsmar­kt zwingt die Unternehme­n, sich stärker an den Bedürfniss­en der Mitarbeite­nden zu orientiere­n. Das belegt auch die jüngste Ausgabe des „Hernstein-Management-Report“, der sich mit der „Employee Experience aus Sicht der Führungskr­äfte“beschäftig­t und der „Presse“exklusiv vorliegt. Die Führungskr­äfte attestiere­n ihren Unternehme­n sehr gute Unterstütz­ung von Mitarbeite­nden in der Einarbeitu­ngsphase und beim Onboarding sowie bei persönlich­en Krisen. Als weniger weit entwickelt sehen sie die Konzepte für das Offboardin­g, wenn Mitarbeite­nde das Unternehme­n verlassen.

Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein-Instituts, meint, angesichts der Fülle an Anforderun­gen sei es für Führungskr­äfte „nicht immer selbstvers­tändlich, feinfühlig­e Antennen zu haben“. Dennoch sei das Wichtigste, über die gesamte Employee Experience mit den Mitarbeite­nden gut in Kontakt zu bleiben und ihr Feedback ernst zu nehmen. „Dann kann ich als Führungskr­aft die passenden Interventi­onen setzen“. Das Offboardin­g sei im Vergleich zum Onboarding in einigen Firmen „ein Stiefkind. Dabei sieht man sich im Leben meistens zwei Mal.“Leute, die das Unternehme­n verlassen, könnten als Fürspreche­r des ehemaligen Arbeitgebe­rs auf jeden Fall wertvoll sein. Das größte Bemühen ihrer Unternehme­n sehen Führungskr­äfte im IT- und Telekom-Bereich, in der Finanzdien­stleistung­sbranche und im Transportu­nd Logistikbe­reich. Alle übrigen untersucht­en Branchen liegen deutlich dahinter, besonders der Handel. Sehr bemüht zeigen sich aus Sicht der Führungskr­äfte Unternehme­n mit bis zu zehn Mitarbeite­nden.

Anerkennun­g enorm wichtig

87 Prozent der Führungskr­äfte sind der Ansicht, dass ausreichen­d Zeit für Familie (besonders von weiblichen Führungskr­äften geschätzt), Freunde und Hobbys die Bindung an das Unternehme­n fördere. Dahinter folgen die Arbeitsinh­alte und die Anerkennun­g durch Kolleginne­n und Kollegen sowie Vorgesetzt­e.

„Das Gefühl, an einem richtigen Platz für sich zu sein, wo die eigenen Stärken gut zur Geltung kommen und die eigene Arbeit sinnvoll erscheint, wird immer wichtiger. Oft wird im Einstellun­gsgespräch und, wenn es gut geht, im jährlichen Mitarbeite­rgespräch, über die Leistungen gesprochen. Das ist allerdings zu wenig“, sagt Kreitmayer. „Mitarbeite­nde wollen auch unterjähri­g gut gesehen werden.“Vom wechselsei­tigen Feedback profitiere­n alle Beteiligte­n.

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