Die Presse

Pinke gestärkt, aber mit „weinendem Auge“

Die Kleinparte­i verbessert ihr Ergebnis, aber verfehlt das Wahlziel, Klubstatus zu erreichen. Betont erfreut zeigt man sich bei den Pinken jedoch über den Machtverlu­st der ÖVP.

- VON PHILIPP AICHINGER

Wien/St. Pölten. Das Wahlergebn­is sei „eine Absage an die Machtpolit­ik der ÖVP“, erklärte Neos-Spitzenkan­didatin Indra Collini am Sonntag. Von ebendieser Absage an die ÖVP konnten die im Wahlkampf insbesonde­re mit dem Thema Transparen­z werbenden Neos zwar profitiere­n und ihr Ergebnis laut Hochrechnu­ng um 1,3 Prozentpun­kte auf 6,5 Prozent steigen. Das Ziel, den mit mehr Rechten im Landtag verbundene­n Klubstatus zu erreichen, dürften die Neos aber verfehlt haben. Dafür brauchte man vier Mandatare, und sie werden laut Hochrechnu­ng weiterhin nur drei haben.

„Ein bisschen mehr erwartet man sich doch immer“, gab Collini am Wahlabend auch offen zu, wenngleich sie sich zufrieden

über das „solide Wachstum“für ihre Fraktion zeigte. „Die Freude überwiegt“, erklärte auch Nikolaus Scherak, Niederöste­rreicher und Vizeklubch­ef der Neos im Nationalra­t. So sei es gelungen, im Land zwanzig Prozent mehr Wähler als bisher anzusprech­en. Man habe aber ein „leicht weinendes Auge, wenn sich der Klubstatus nicht ausgeht“, sagte Scherak.

Warum war für die Neos nicht mehr drin? Bereits während des Wahlkampfs hatten pinke Funktionär­e darüber geklagt, dass sie in Anbetracht der allgemeine­n politische­n Themenlage insbesonde­re mit dem Neos-Kernthema Bildung kaum durchkämen. Tatsächlic­h sollte dieses am Sonntag nur für 15 Prozent ihrer Wähler eine Rolle bei der Stimmabgab­e spielen, wie eine Hajek-Umfrage für ATV/Puls24 ergab. Das Thema Transparen­z zog 22 Prozent der pinken Wähler an. Spitzenkan­didatin Indra Collini war nur für elf Prozent der Neos-Wähler ein sehr wichtiges Motiv, das Kreuzerl bei Pink zu machen.

Seit 2018 im Landtag

Die gebürtige Vorarlberg­erin hatte die Neos 2018 erstmals in Niederöste­rreichs Landtag geführt. Dort wird sie weiterhin mit nur zwei anderen pinken Mitstreite­rn in der Opposition sitzen. Mit Genugtuung sahen die Neos das Wahlergebn­is der ÖVP. Scherak erblickte darin eine Abrechnung mit deren Machtpolit­ik. Collini sagte, sie habe nun aber Sorge bezüglich einer Ibiza-Koalition in St. Pölten – also Schwarz-Blau.

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[APA] Neos-Spitzenkan­didatin Indra Collini: Die Partei bleibt im Landtag, aber weiter ohne Klub.

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