Bullen schauen falsche Daten an
Ein Hedgefonds warnt, dass Investoren bei ihren Entscheidungen Rückwärtsdaten im Blick haben und daher Wichtiges übersehen.
York. Investoren in US-Aktien und Ramschanleihen haben die Gefahr einer Rezession in diesem Jahr nicht ausreichend eingepreist. So sieht es ein auf Asien fokussierter Hedgefonds, der 2022 mit gut getimten Wetten auf Chinas Erholung eine überdurchschnittliche Performance erzielte.
Der S&P 500 und hochverzinsliche Unternehmensanleihen lassen „den Konjunkturzyklus und das Risiko einer Rezession außer Acht“, was sie anfällig für einen weiteren Ausverkauf macht, so Nicholas Ferres, Chief Investment Officer bei Vantage Point Asset Management in Singapur.
Er gibt zu bedenken, dass sich zu viele Anleger auf rückblickende Wirtschaftsstatistiken wie die US-Beschäftigung konzentrieren, anstatt auf Indikatoren, die auf die künftige Nachfrage hindeuten, wie etwa die Auftragseingänge der verarbeitenden Industrie.
„Weil die Zustandsdaten in Ordnung sind, wähnen sich die Leute in trügerischer Sicherheit“, sagte Ferres, dessen Firma 650 Millionen Dollar verwaltet. Eine monatliche Messgröße für die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe in den USA ist seit zwei Jahren rückläufig und befindet sich seit September in der Kontraktionsphase. Ein ähnlicher Indikator für Europa verzeichnet seit sechs Monaten eine Schrumpfung.
Prognosen über einen Rückgang risikoreicherer Anlagen in der ersten Jahreshälfte, gefolgt von einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte, könnten sich als falsch erweisen, so Ferres. Der S&P 500 ist seit seinem Tiefststand im Oktober um etwa zwölf Prozent gestiegen, während die Renditedifferenz zwischen Ramschanleihen und den entsprechenden Staatsanleihen geringer ist als im Durchschnitt der letzten zwei Jahrzehnte. Ferres ist der Meinung, dass der Abstand größer werden sollte.
Auch andere mahnen zur Vorsicht
Mit seiner Vorsicht ist Ferres nicht allein. Die Strategen des BlackRock Investment Institute sagten, dass die Aktienrallye heuer die Märkte „anfällig für negative Überraschungen macht – und unvorbereitet auf eine Rezession“.
Makrostrategen von BNP Paribas SA erklärten gestern in einer Analyse, dass sich die Hoffnungen auf eine weiche Landung zerstreuen würden, genau wie die Idee einer vorübergehenden Inflation vor einem Jahr.
Vantage Point erzielte 2022 einen kleinen Gewinn, der durch Wetten auf chinesische Technologiewerte und die Positionierung auf die Rücknahme von Zero Covid durch die chinesische Regierung getragen wurde. Preqin-Daten zeigen ähnliche Renditen für in Asien ansässige Global-Macro-Fonds, während die breitere Hedgefondsbranche einen durchschnittlichen Verlust von mehr als sieben Prozent verzeichnete.
Vantage Point hält zehn bis 15 Prozent seines Vermögens in Barmitteln und keinerlei festverzinsliche Anlagen. (Bloomberg)