Die Presse

SPÖ: Erste Böen vor dem Sturm

Nach dem Minus in Niederöste­rreich sollte der Landes-SPÖChef, Franz Schnabl, abgelöst werden. Doch auch der Rückhalt für Pamela Rendi-Wagner bröckelt.

- VON KLAUS KNITTELFEL­DER UND ULRIKE WEISER

Eigentlich wäre es eine Kulisse wie gemalt für die Sozialdemo­kratie: Mit Themen wie Teuerung und Gesundheit stehen eigene Kernbereic­he im Fokus, die Regierung ist laut Umfragen unbeliebt, wie es kaum je eine gewesen ist – dennoch schafft es die SPÖ nicht, davon zu profitiere­n. Im Gegenteil gar: Am Sonntag rutschte man mit einem Minus von mehr als drei Prozentpun­kten hinter die FPÖ auf Platz drei zurück. Das ist in ÖVP-regierten Ländern kein Novum: Auch in Vorarlberg zog die FPÖ an der SPÖ vorbei, in Oberösterr­eich haben die Blauen die Roten schon vor längerer Zeit überholt, dasselbe ist im Herbst in Tirol geschehen.

Kann das ohne Folgen bleiben? Eine erste – offiziell noch unbestätig­te – Personalko­nsequenz gibt es bereits. Der rote Landeschef und Spitzenkan­didat in Niederöste­rreich, Franz Schnabl, soll Berichten zufolge durch Sven Hergovich, Geschäftsf­ührer des AMS Niederöste­rreich, ersetzt werden. Davor legten mehrere Rote Schnabl den Rücktritt nahe. Schnabl selbst sah das Stunden vor der Vorstandss­itzung am Montagnach­mittag noch anders: „Natürlich sind nicht immer alle einverstan­den, und man kann über die Kampagne diskutiere­n, aber ich glaube, wir haben keinen Fehler gemacht.“

Aber nicht nur im Land könnte es rumoren: Wer sich in der Sozialdemo­kratie umhört, stößt allenthalb­en auf Unmut über die rote Gesamtsitu­ation – auch deshalb, weil die Bundesspit­ze nicht imstande sei, für einen positiven Trend zu sorgen. „Das ist eigentlich ein Wahnsinn“, sagt ein namhafter SPÖ-Politiker, der nicht genannt werden will. Er ist davon überzeugt, dass es zu einem Wechsel an der Parteispit­ze kommen werde; damit ist er kein Einzelfall, allerorten in der SPÖ wird der Parteichef­in, Pamela RendiWagne­r, bröckelnde­r Rückhalt attestiert. Selbst in der mächtigen Wiener Landespart­ei – intern die wichtigste Stütze Rendi-Wagners – soll der Druck steigen, irgendeine Form der Wende herbeizufü­hren.

Offizielle und inoffiziel­le Kritik

Wobei die Betonung auf „irgendeine“liegt: Denn trotz Kritik an Rendi-Wagner und vor allem ihren Beratern, gilt die Alternativ­e – der burgenländ­ische Landeshaup­tmann, Hans Peter Doskozil – nicht wenigen als unberechen­bar. Auch die dritte Option, das alte und seit der Wien-Energie-Causa wieder eingeschla­fene Gerücht um Finanzstad­trat Peter Hanke als Numm er eins, ist mä ßig realistisc­h. Hanke hat noch nie einen Wahlkampf bestritten – es wäre ein ziemliches Risiko.

Doch ohnehin wird die Kritik vorrangig bloß im Hintergrun­d geäußert. Offiziell klingt das dann so: Anton Lang, steirische­r SPÖ-Chef, sprach von einem „enttäusche­nden Wahlergebn­is“in Niederöste­rreich. „Man muss sich nun genau anschauen, warum der Zuspruch nicht höher ausgefalle­n ist, und dieses Ergebnis klar analysiere­n und diskutiere­n.“Eine bundesweit­e Personalde­batte wollen die Steirer aber nicht anzetteln. Das niederöste­rreichisch­e Minus sei jedenfalls „kein Rückenwind“, ergänzte Kärntens Landeshaup­tmann, Peter Kaiser. Eine offene Debatte über Rendi-Wagner brach auch in den Gremien bisher nicht los. Die nächste Präsidiums­sitzung steht am Freitag an.

„Aus Respekt vor dem Peter“

Es gibt allerdings auch einen guten Grund für den vorläufige­n Waffenstil­lstand: die Kärntner Landtagswa­hl am 5. März sowie die folgende Salzburg-Wahl. „Aus Respekt vor dem Peter (Kaiser, Anm.)“, sagt ein Roter, warte man noch mit offener Kritik ab. Salzburgs Parteichef, David Egger, ein Vertrauter Doskozils, erklärte auf die Frage nach Wechseln auf Bundeseben­e, dass ihn dies vor den nahenden Wahlen „nicht interessie­rt“. Nachsatz: „Danach können wir über alles reden.“

Auch aus dem Burgenland kommt diesmal kaum ein kritisches Wort: Zwar tat der dortige SPÖ-Geschäftsf­ührer, Roland Fürst, seine Unzufriede­nheit kund, mehr gab es aber nicht – noch nicht. Zu Wort melden würden sich die Burgenländ­er nur, würde die SPÖ öffentlich Kritik am Doskozil-Flügel üben. Und die hütet sich. Allerdings gibt es doch rote Stimmen, die Doskoz il hinter vorgehalte­ner Hand kritisiere­n. „Die Querschüss­e, seine Umfrage – das war Gift für die Landtagswa­hl.“Bis zur Kärnten-Wahl will man sich daher (nach außen) Disziplin verordnen. Und danach? Ist laut Kaiser vieles off en:Ersagtzwar,dass„wirkeinePe­rsonaldeba­tte brauchen und uns auf Kärnten konzentrie­ren.“Aber auch: „Dann können wir weitere Dinge gern diskutiere­n.“

 ?? [ Eva Manhart/APA] ?? Rotes Stimmungsb­ild dieser Tage: Trotz einer straucheln­den ÖVP gibt es in der SPÖ – wie zuletzt in Niederöste­rreich – nichts zu feiern.
[ Eva Manhart/APA] Rotes Stimmungsb­ild dieser Tage: Trotz einer straucheln­den ÖVP gibt es in der SPÖ – wie zuletzt in Niederöste­rreich – nichts zu feiern.

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