Getreide bleibt teurer als vor Krieg
Der Weltmarktpreis für Getreide festige sich über dem Vorkriegsniveau, sagt Josef Pröll, Direktor des Mühlenkonzerns Leipnik-Lundenburger.
Der russische Überfall auf die Ukraine hat viele Indizes auf die Achterbahn geschickt – darunter auch den Getreidepreis. Experten sprachen von einem Preisanstieg in noch nie gesehenem Tempo. Vor dem Krieg stammte fast ein Drittel der weltweiten Weizenexporte aus Russland und der Ukraine. Exportausfälle machten Getreide knapper, vor allem aber schürten sie Unsicherheit. Vor allem in Afrika und im Nahen Osten führte das zu Angst vor Unruhen als Folge von Knappheiten. Experten warnten vor Hungersnöten.
Seit dem Sommer werden über einen Korridor wieder Weizen und andere Agrarprodukte aus der Ukraine exportiert. Als Folge sind auch die Preise auf dem Weltmarkt wieder deutlich gefallen. So niedrig wie vor dem Krieg dürften sie aber nicht mehr werden. „Das Niveau festigt sich über dem Niveau von vor dem Krieg“, fasst es Josef Pröll, Generaldirektor des zu Raiffeisen gehörenden Mischkonzerns Leipnik-Lundenburger, zusammen. Leipnik-Lundenburger spürte die Verwerfungen auf dem Weltmarkt nach der Ukraine-Invasion aus nächster Nähe – wenngleich man nie Getreide aus der Ukraine gekauft habe, wie Pröll sagte. Denn die Müllerei sei ein „extrem regionales“Geschäft. Es sei unrentabel, Getreide Tausende Kilometer zu einer Mühle zu karren.
Mehl um 28 Prozent teurer
Man habe nach der Preisexplosion im vorigen Jahr sofort versucht, die Kontrakte aufzumachen und mit den Kunden die Preise nachzuverhandeln, sagte Pröll am Montag bei der Präsentation der Jahresbilanz. „Wir waren in der Preisdurchsetzung relativ erfolgreich.“
Leipnik-Lundenburger ist die größte Mühlengruppe Europas. Wegen der großen Menge an verarbeitetem Getreide – im vorigen Geschäftsjahr waren es knapp drei Millionen Tonnen – habe man rasch zu hohen Preisen Getreide kaufen müssen. Kleine Mühlen hätten mehr auf Lager gehabt. 80 Prozent der Kosten im Unternehmen entfallen auf die Rohstoffe.
Es dauerte nicht lang, da kamen die höheren Getreidepreise bei den Endkunden an. Laut Daten der Statistik Austria verteuerten sich Mehl und andere Getreideerzeugnisse in Österreich 2022 um 28 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. In den heimischen Supermarktregalen ist Leipnik-Lundenburger durch die Marken Fini’s Feinstes und Farina vertreten. Beim Mehlpreis sehe er keinen signifikanten Preisauftrieb mehr, sagte Pröll.
Leipnik-Lundenburger betreibt 24 Mühlen in sieben Ländern. Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr hatte der Konzern rund 3600 Mitarbeiter, davon gut 2000 im Kaffeemaschinenbereich Café+Co. Leipnik-Lundenburger verbuchte 2021/22 einen Umsatz von 1,5 Mrd. Euro, ein Plus von 37,7 Prozent. Dem gegenüber stand ein Vorsteuergewinn von 11,4 Mio. Euro – 63 Prozent weniger als im Jahr davor, was Pröll vordergründig auf Abschreibungen bei Beteiligungen wie Agrana und Südzucker zurückführte. (hie)