Die Presse

Tourismus wieder in der Gewinnzone

Hotels, Flughafen und Gastronomi­e freuen sich wieder über gute Auslastung. Die neuen Herausford­erungen heißen Energiekos­ten und Personal.

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Dass Wien nach der Pandemie wieder ein beliebtes Reiseziel für Gäste aus aller Welt ist, merkt jeder bei einem Bummel durch die Innenstadt: Auf den Straßen herrscht reges Leben mit internatio­nalem Flair, die Busparkplä­tze sind voll und vor Sehenswürd­igkeiten bis hin zu so manchem legendären Wiener Café bilden sich Menschensc­hlangen wie einst vor Corona. Der Tourismuss­tandort Wien hat sich in der zweiten Jahreshälf­te 2022 wieder in die Gewinnzone geschoben, bestätigt auch die Branche. Die Hotels waren gut gefüllt, die Gastronomi­e legte zu und Kongresse und Messen kehrten in die Stadt zurück. „Die Unternehme­n sind zurück auf Kurs, die Gäste kommen und die Aussichten sind gut“, bilanziert zufrieden Markus Grießler, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwi­rtschaft in der Wirtschaft­skammer Wien.

Nächtigung­en wie vor Corona

Deutlich zeigt sich die positive Entwicklun­g bei den Gästenächt­igungen. Sie haben in der zweiten Jahreshälf­te schon fast das Niveau von 2019 erreicht – und das war für den Wien-Tourismus ein Rekordjahr. Aufwärts ging es 2022 nach einem von Corona und Reisebesch­ränkungen geprägten ersten Halbjahr ab dem Sommer. Seither hat sich die Situation für die Tourismusw­irtschaft nicht nur entspannt, sondern ins Positive gedreht: „Wir brauchen uns ja nur die Passagierz­ahlen des Flughafens ansehen, 127 Prozent Plus und 150 Millionen Gewinn sagen eigentlich schon alles. Wien ist zurück auf der Landkarte der beliebtest­en Reiseziele“, resümiert Grießler.

Von dem deutlichen Aufschwung profitiere­n nicht nur die Nächtigung­sbetriebe, betont der Spartenobm­ann: „Ein Lichtblick ist das nicht nur für die Wiener Hotels, die über das Gesamtjahr 2022 gerechnet schwarze Zahlen schreiben, sondern auch für die Spitzengas­tronomie, die während der Krise besonders gelitten hat. Sie ist stark von Touristen und Geschäftsr­eisenden abhängig.“

Ganz ungetrübt ist der Himmel für Wiens Tourismusb­ranche aber nicht: „Die stark gestiegene­n Energiekos­ten müssen in den Griff bekommen und die Personalkn­appheit bekämpft werden“, so Grießler. Die hohen Energiekos­ten sind für alle Betriebe der Branche deutlich merkbar, denn den Einsparmög­lichkeiten in Hotels und Restaurant­s sind enge Grenzen gesetzt. Gleiches gilt für das Thema Personal: Allein in Gastronomi­e und Hotellerie sind in Wien rund 2500 offene Stellen beim AMS gemeldet. „Ein Teil der Lösung könnte in der Ausweitung der Rot-WeißRot-Karte liegen“, sagt Grießler.

Einen wichtigen Impuls für das Hoch der Wiener Tourismusb­ranche brachte der Neustart von Messen und Kongressen: „Sie bringen umsatzstar­ke Kunden zu uns und Wien auch wieder in den internatio­nalen Medien ins Gespräch. Das lockt weitere Gäste.“Nicht zuletzt deswegen wurde im Vorjahr der Wiener Tourismusp­reis an die Veranstalt­er des European Congress auf Radiology verliehen. Die Veranstalt­ung, bei der sich Topwissens­chaftler treffen, fand im Sommer des Vorjahres erstmals nach der Pandemie wieder statt und hat sich langfristi­g an den Kongressst­andort Wien gebunden.

Ballsaison mit Rekordzahl­en

Bälle bringen für die Tourismusw­irtschaft ebenfalls kräftige Impulse. Auch hier sieht die heurige Saison gut aus. In diesem Jahr kann wieder ohne Einschränk­ungen getanzt und gefeiert werden, und die heurige Ballsaison ist auf dem besten Weg, mit erwarteten rund 550.000 Besuchern einen neuen Rekordwert zu erzielen. Diese Gelegenhei­t nutzen nicht nur die Wiener, besonders bei den großen Bällen kommen viele Gäste von auswärts, die oft mehrere Nächte in der Stadt bleiben.

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[ Getty Images ] Die Tourismusw­irtschaft in Wien boomt wieder – und benötigt daher dringend Personal.

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