Madeleine Peyroux: Trost und Rat in schweren Lebenslagen
Die Balladensängerin mit „Careless Love“im knallvollen Porgy & Bess.
Dass sie überhaupt Karriere machte, passierte viele Jahre gegen ihren Willen. Ihr Debüt „Dreamland“war 1996 die Sensation. Doch statt sich in den Orbit des Musikbusiness zu schießen, flüchtete die frühere Straßenmusikerin wieder in die Anonymität. Einen zweiten Versuch mit ihr wagte Produzent Larry Klein, der frühere Bassist und Ehemann von Joni Mitchell. Das 2004 entstandene Werk „Careless Love“erwarb sich den Status eines Klassikers.
Seit damals hat sich die früher spröde Amerikanerin erstaunlich entwickelt. War sie früher richtiggehend pampig im Interview, erwies sie sich immer mehr als humorvolle Erzählerin. Vor allem aber wuchs sie von der reinen Interpretin zur Liedermacherin eigener Statur. Und obwohl sie in den größten und nobelesten Konzertsälen auftrat, bedeutet es ihr immer noch viel, ihre stille Kunst in intimen Clubs zur Entfaltung zu bringen. So kehrt sie immer wieder gern ins Porgy & Bess zurück.
Nochmals sollte das Erfolgsalbum „Careless Love“ausgiebig zelebriert werden. Dessen Titelnummer, ein wunderbares Lamento, wurde in vielen Versionen aufgenommen. Peyroux hielt sich an die von Bluessängerin Bessie Smith 1925. Die tragische Heldin darin beklagt, dass sie vom Falschen verführt worden ist. Womit sich der Blues in ihr Herz senkte. Trotz langer Strecken schönster Melancholie gab es sonnige Aufhellungen. „This Is Heaven to Me“und Josephine Bakers „J’ai deux amour“servierte Peyroux mit wohligen Kieks- und Gurrlauten.
Ab und zu wich sie vom Konzept ab. Etwa mit dem groovenden „Everything I Do Gohn Be Funky“von Lee Dorsey. Ein Highlight des heftig akklamierten Konzerts war jedenfalls das hauchzart dargebotene „Dance Me to the End of Love“, ein Leonard-CohenLied, das das sachte Entlieben feiert. Mit seidenweicher Intonation spendete Peyroux Trost und Rat in schwierigen Lebenslagen. Davon versteht sie was. (sam)