Großer Unmut über Nigerias Botschaft in Wien
Community beschwert sich über zusätzliche Visa-Gebühren und Privatverkauf von Essen.
„Mama put“heißen die kleinen, oftmals provisorischen Imbissstände, die in Nigeria selbst gekochte Spezialitäten anbieten. Nichts anderes sei aus der nigerianischen Botschaft in Österreich geworden – das schreibt Uzoma Ahamefule in einem offenen Brief, der in nigerianischen Medien veröffentlicht wurde und nun die Community in Österreich beschäftigt.
Denn, so Ahamefule weiter, im Wartebereich der Botschaft verkaufe eine Privatperson selbst gekochtes Essen unter anderem aus einer Kühlbox, bisweilen wirke die diplomatische Vertretung wie ein Straßen-Imbisslokal. „Es gibt einfach kein gutes Bild ab“, sagt Ahamefule, ein in Wien lebender nigerianischer Staatsbürger, zur „Presse“, „ich wüsste nicht, in welcher Botschaft sonst noch private Geschäfte abgewickelt werden.“Hört man sich nun in der nigerianischstämmigen Gemeinschaft um, scheint die Diskussion rund um den Wartebereich noch der geringste Ärger zu sein.
Ahamefule schreibt etwa in weiteren Artikeln von zusätzlichen Gebühren, die österreichische Staatsbürger für Visa zu entrichten hätten. Nigeria hat das Visa-Verfahren zentralisiert, die Einreisebewilligungen müssen online beantragt werden. Im Laufe dieses Procedere werden auch die Gebühren fällig. Doch bei der Abholung der Dokumente vor Ort verlange die Botschaft 30 bis 100 Euro zusätzliche Visa-Zahlungen pro Antrag; Geld, das in offiziellen Mitteilungen des Außenministeriums nicht erwähnt wird, so Ahamefule. Auf der Homepage der nigerianischen Immigrationsbehörde ist von zusätzlichen Visa-Gebühren, die in den Botschaften zu entrichten wären, jedenfalls nichts zu lesen.
Darüber hinaus würden nigerianische Staatsbürger von einer gleichen Vorgehensweise berichten, was die Beantragung von Pässen angeht; auch hier werde das Verfahren online abgewickelt, bei der Abholung in der Botschaft würden dann plötzlich nochmals Kosten für den Pass fällig: „Landen die Gelder bei den Behörden Nigerias oder in den Taschen von einigen Privilegierten?“, fragt Ahamefule.
Handys abgenommen
Auf eine Anfrage der „Presse“reagierte die Botschaft bisher nicht. Jedenfalls ist eine entsprechende Gebühren-Liste auf der Webseite der Botschaft mittlerweile nicht mehr abrufbar. Auf dieser Liste tauchten genannte Visa- und PassGebühren neben den üblichen Gebühren auf, die etwa bei Verlust des Passes oder Namensänderung anfallen. Die Gebühren-Liste der nigerianischen Botschaft in Paris beispielsweise führt keine derartigen Visa- und Pass-Gebühren an. In Berlin weist die nigerianische
Botschaft auf ihrer Homepage darauf hin, dass sie Barzahlungen für konsularische Dienstleistungen nicht akzeptiert. Zuletzt kam es offenbar zu einem Missbrauch: Zwei Personen haben demnach von Staatsbürgern, die neue Pässe beantragt haben, im Namen der diplomatischen Vertretung Geld eingetrieben. Doch seien die genannten Männer keine Mitarbeiter der Botschaft und hätten Hausverbot.
Der Unmut in der österreichischen Community ist mittlerweile so groß, dass sich eine Initiative gebildet hat, um die Zustände in der Botschaft zur Sprache zu bringen. Und die Frage nach den Handys zu klären: Denn allen, die die Botschaft aufsuchen, werden am Eingang die Handys abgenommen, andernfalls erhielten sie keinen Zutritt. Auch das bestätigen mehrere regelmäßige Besucher der Botschaft. Eine Erklärung für diese Vorgangsweise werde nicht abgegeben.