Papst Franziskus auf Friedensmission in Afrika
Seine 40. Auslandsreise führt den Pontifex in die Konfliktstaaten Demokratische Republik Kongo und Südsudan. In beiden Staaten, wo jeweils mehr als die Hälfte der Einwohner katholisch sind, erhofft man sich Impulse zur Aussöhnung.
Kinshasa/Wien. Endlich war es so weit: Flankiert von Sicherheitskräften aus dem Vatikan und vom FBI wurde der Papst in seinem Rollstuhl den roten Teppich entlang geschoben, um direkt am Flughafen in Kinshasa von Ministerpräsident Jean-Michel Sama Lukonde begrüßt zu werden. Davor gab es einen Strauß weißer Blumen, überreicht von weiß gekleideten Kindern. Trommler und Tänzer warteten am Flughafen. Gläubige säumten die Straße, um einen Blick auf das weiße Papamobil mit dem Papst an Bord zu erhaschen.
Am Dienstag startete Franziskus seinen in der Demokratischen Republik Kongo lang erwarteten Besuch. Eigentlich wollte er schon im Sommer des Vorjahrs das riesige Land mitten in Afrika bereisen, Knieprobleme hatten diese Pläne aber durchkreuzt. Daher will er bei der nun nachgeholten Tour nicht auf seinen Rollstuhl verzichten. Auch beim zweiten Anlauf bleiben im Kongo die Erwartungen groß: Seit Jahren bekriegen sich im Osten des Landes Rebellengruppen und Regierungskräfte, erst vor wenigen Wochen waren die Kämpfe erneut aufgeflammt. Der Papst könnte nun den von vielen erhofften Anstoß für einen Friedensprozess bringen.
Der kongolesische Senatspräsident, Modeste Bahati Lukwebo, rief seine Landsleute dazu auf, die Friedensbotschaft des Papstes ernst zu nehmen: Franziskus richte
sich „nicht nur an Christen“, sondern an alle 96 Millionen Kongolesen. „Die Zeit für Versöhnung ist gekommen, zum Wohle aller“, so der Senatspräsident.
Fahrt nach Goma zu gefährlich
In den vergangenen Wochen war die Gewalt eskaliert: Soldaten aus dem Nachbarland Ruanda haben ein kongolesisches Kampfflugzeug abgeschossen. Experten schließen das Risiko eines Krieges nicht
mehr aus. Das Nachbarland Ruanda steht in Verdacht, Rebellen im Kongo zu unterstützen. Mindestens 5,5 Millionen Menschen wurden durch die Kämpfe vertrieben, und laut den Vereinten Nationen sind 7,5 Millionen Menschen im Kongo auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Vom Papstbesuch erhoffen sich Kirche und Regierung internationale Aufmerksamkeit für das Krisenland und die vielfältigen Konflikte.
Ursprünglich wollte der Papst nach Goma in die Konflikt-Provinz Nord-Kivu reisen und dort mit Betroffenen reden. Aufgrund der prekären Sicherheitslage beschränkt sich sein Besuch nun auf die Hauptstadt. Treffen mit Binnenflüchtlingen und Opfern von Gewalt und Vertreibung wird es in Kinshasa geben. Flüchtlinge sind für Franziskus ein großes Anliegen: Vor seiner Abreise am Dienstagfrüh hatte der Papst noch in einem
Flüchtlingsheim in Rom vorbeigeschaut, um mit Menschen aus dem Kongo und aus dem Südsudan – seine zweite Station der Afrikatour – zu reden.
Am Freitag setzt der Papst seine Friedensmission im benachbarten Südsudan fort: In der Hauptstadt Juba will er sich nach eigenen Worten „dem Ruf der Menschen nach Frieden anschließen und zum Prozess nationaler Aussöhnung beitragen“. Seit seiner Gründung 2011 wird der junge Staat von Gewalt und kriegerischen Auseinandersetzungen erschüttert. Franziskus hat sich bereits in der Vergangenheit für Aussöhnung der Konfliktparteien eingesetzt – auch mit ungewöhnlichen Aktionen: 2019 hat Franziskus unter anderem dem Präsidenten Südsudans in Rom die Füße geküsst und ihn gebeten, sich für Frieden einzusetzen.
Anglikaner mit dabei
In beiden Ländern gibt es eine große katholische Gemeinde: Der Kongo gehört zu den Ländern der Welt mit den meisten Katholiken: Mehr als die Hälfte der knapp 100 Millionen Kongolesen sind katholisch. Auch im Südsudan sind mehr als 50 Prozent der Bevölkerung katholisch. Auch die anglikanische Kirche ist im Südsudan stark. Daher wird der Papst vom Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, und vom Moderator der Kirche von Schottland, Ian Greenshields, begleitet. Erzbischof Welby hat in Afrika bereits erfolgreich in Konflikten vermittelt.