Der Ball der Präsidenten
Premieren zum 100er: mit neuer Ballpräsidentin, ExFußballpräsident und Nationalratspräsident.
Man hat immer ein wenig Sorge, dass jemand ausrutscht auf dem glatten Parkett. Bei den Metaphern und Anspielungen in der Jägersprache. Mancher Landwirtschaftsminister war mitunter knapp dran. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka blieb im Rahmen des Möglichen: „Gehen Sie auf die Pirsch! Nehmen Sie Fährte auf! Aber wildern Sie nicht in fremden Revieren!“
Von jenen aus den fremden Revieren waren ohnehin wenig da: Politisch war und ist der Jägerball traditionell ziemlich schwarz. Neben Sobotka waren die ÖVP-Minister Norbert Totschnig, Susanne Raab, Alexander Schallenberg, Klaudia Tanner da, die Staatssekretäre Claudia Plakolm und Florian Tursky und die früheren Minister Josef
Pröll, Elisabeth Köstinger, Christine Aschbacher, Beatrix Karl und Nikolaus Berlakovich. Grüne sind an sich außergewöhnlich, man würde sie eher draußen bei den ebenfalls schon traditionellen Demonstranten, den Tierschützern, vermuten. Aber es waren dann doch auch welche da auf dem Jägerball – wie der grüne Bezirksvorsteher von Wien Neubau, Markus Reiter. Für ihn war es eine Premiere.
Er hat sich dafür die 100. Ausgabe des Jägerballs ausgesucht. Mit einer weiteren Premiere: Christa Kummer, bekannt vom ORF-Wetter, eröffnete als neue Ausrichterin den Ball – gemeinsam mit ihrem Vorgänger, Leo Nagy. Für das musikalische Programm zeichnete erstmals Daniel Serafin verantwortlich, unter anderem traten Primaballerina Olga Esina und Kammersänger Herbert Lippert auf.
Der international wahrscheinlich bekannteste Gast war der langjährige Präsident von Schalke 04, Clemens Tönnies. Er kam mit Unternehmer Siegfried Wolf über die Feststiege. Verbund-Chef Michael Strugl war ebenso da wie Noch-Siemens-Chef Wolfgang Hesoun. Mit Stadtrat Peter Hanke war immerhin ein namhafter Roter da. Von den Freiheitlichen sah man u. a.
den Ex-Präsidentschaftskandidaten Walter Rosenkranz (zu später Stunde auch noch in der Disco). Wieder sehr fit wirkte Baumeister Richard Lugner. Edelschneider Nicolas Venturini sah seinem Sohn bei der Eröffnung zu. ORF-Moderator Tarek Leitner war wegen der 18-jährigen Tochter gekommen. Sie wollte ihr Dirndl ausführen. „Und gelegentlich in Wien aufzufallen, indem man in Tracht über den Ring spaziert, hat schon auch was.“
In seiner Rede nannte der Nationalratspräsident die Jäger dann noch „die eigentlichen Naturschützer“. Die neue Präsidentin des Vereins Grünes Kreuz, Christa Kummer, blies in dasselbe Horn (um in der Metaphernsprache zu bleiben): „Die Jäger mit ihrer Ehrfurcht vor der Natur erhalten die Artenvielfalt.“Landwirtschaftsminister Norbert Totschig wiederum rief die Anwesenden dazu auf, „zusammenzustehen“gegen die Angriffe von außen – wie der lautstarken Demo draußen vor dem Tor.
Und dann wurde Sobotka auch noch gefragt, ob er die Niederlage in Niederösterreich schon verdaut habe? „Beim Jägerball ist das für mich für ein paar Stunden kein Thema.“Auch nicht ausgerutscht.