Gegen Inflation hilft leider keine Gießkanne
Die EZB bekämpft endlich die Teuerung, doch die Regierungen bremsen.
Diesen Donnerstag wird die EZB die Zinsen erneut kräftig um wahrscheinlich 0,5 Prozentpunkte erhöhen. Es wird nicht die letzte Zinsanhebung sein.
Und das wird jetzt richtig interessant: EZB-Chefin Christine Lagarde, die die Inflation viel zu lang kleingeredet hat, ist nun ins Lager der inflationsbekämpfenden Falken gewechselt. Während sich aufseiten der Eurozonen-Regierungen der inflationstreibende „Koste es, was es wolle“-Gießkannensozialismus weiter ausbreitet. Die Rolle des Inflationstreibers Nummer eins ist also von der EZB auf die Regierungen übergegangen.
Das macht die Lage gefährlich. Denn die Notenbank hat es in ihrer Inflationsbekämpfungsstrategie schon allein schwer genug: Sie kann bei Weitem nicht so mächtig in die anhaltend viel zu hohe Teuerung hineingrätschen, wie das während der letzten Inflationskrise in den Siebzigerjahren erfolgreich der Fall war.
Wegen der unterdessen eingetretenen Staatsschuldenexplosion muss sie einen heiklen Balanceakt vollführen: die Zinsschraube so weit anziehen und die Geldschwemme so weit eindämmen, dass das merkbare Auswirkungen auf die Teuerung hat. Aber nur so stark, dass dabei nicht Schulden-Sorgenkinder wie etwa Italien wegen explodierender Zinszahlungen über die Klinge springen.
Bei diesem Balanceakt sollte sie von den Staaten eigentlich unterstützt werden. Und nicht, so wie jetzt, konterkariert. Am Beispiel Österreich: Von den fast 50 Milliarden Euro, die seit Beginn der Coronakrise per Gießkanne ausgeschüttet wurden, waren viele Hilfen wirklich notwendig und sinnvoll. Viele mangels Zielgerichtetheit aber vergeudetes Geld. Und nicht wenige Millionen einfach unverschämte Bedienung von politischen Vorfeld-Freunderln, von den oberösterreichischen Senioren bis zu den Tiroler Jungbauern.
Das gehört jetzt aufgearbeitet. Denn nur so können Auswüchse abgestellt werden. Diese Einsicht ist die Grundvoraussetzung dafür, dass die Inflation, die uns gerade den größten realen Einkommens- und Vermögensverlust seit dem Zweiten Weltkrieg beschert, unter Kontrolle kommt. Leider ist davon nicht viel zu sehen.