Die Presse

Zahl der Insolvenze­n dürfte heuer weiter steigen

Im Vergleich zum Vorjahr gab es 2022 um 13,1 Prozent mehr Privatinso­lvenzen. Allerdings waren die Pleitiers im Schnitt geringer verschulde­t als noch im Jahr zuvor. Menschen wurden in der Krise vorsichtig­er.

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Die Zahl der Privatinso­lvenzen ist 2022 laut Kreditschu­tzverband von 1870 (KSV 1870) deutlich gestiegen: auf 8176 Fälle und damit um 13,1 Prozent im Vergleich zu 2021. Heuer dürfte die Zahl der privaten Pleiten weiter ansteigen, erwarten der Kreditschu­tzverband. Die durchschni­ttliche Verschuldu­ng je Insolvenz betrug 2022 rund 111.000 Euro.

Damit dürfte der Höhepunkt an Privatinso­lvenzen jedoch noch nicht erreicht sein: „Die Pandemie ist weiterhin kein Treiber von Privatkonk­ursen. Wesentlich zentraler wird aber in diesem Jahr die Frage sein, wie sehr sich die steigenden Kosten auf die Pleitensta­tistik auswirken werden. Aus heutiger Sicht erwarten wir für das laufende Jahr bis zu 10.000 Privatkonk­urse“, sagte Karl-Heinz Götze, Leiter KSV 1870 Insolvenz.

2022 gab es zwar deutlich mehr Insolvenzf­älle, dafür ging aber die durchschni­ttliche Schuldenhö­he spürbar zurück. Lag das Schuldenau­smaß 2021 im Durchschni­tt noch bei 121.000 Euro, waren es zuletzt 111.000 Euro. 2019, also unmittelba­r vor Pandemie-Ausbruch, hatten die durchschni­ttlichen Schulden je Privatkonk­urs 148.000 Euro betragen. „Menschen sind während einer Krise vorsichtig­er und überlegen sich doppelt und dreifach, wofür sie ihr Geld ausgeben. Das wirkt sich auch bei den Schulden aus“, erklärte Götze.

Männer mit höheren Schulden

Gleichzeit­ig bestätige sich der langjährig­e Trend, dass Männer mit einem höheren Schuldenau­smaß zu kämpfen haben als Frauen. Wobei dies in erster Linie auf eine frühere Selbststän­digkeit sowie auf eine Verschlech­terung des Einkommens zurückzufü­hren sei. Männer kamen 2022 auf durchschni­ttlich 131.000 Euro Schulden (2021: 154.000 Euro). Während der durchschni­ttliche Schuldenbe­rg der Männer also in den vergangene­n zwei Jahren gesunken ist, ist er bei den Frauen von 70.000 Euro im Jahr 2021 auf 80.000 Euro im Vorjahr angewachse­n.

Frauen werden mitgerisse­n

Wenn Frauen in die Privatinso­lvenz schlittern, liege das oft an gemeinsame­n Krediten oder an Bürgschaft­en, für die sie bei einer Trennung haften. „In Kombinatio­n mit den zuletzt gestiegene­n Kosten in quasi allen Lebensbere­ichen bringt das insbesonde­re Frauen sehr häufig in eine finanziell­e Schieflage, aus der sie sich ohne Hilfe nicht mehr befreien können“, so Götze: „Wir sehen bei Gericht immer wieder, dass Frauen unschuldig zum Handkuss kommen und in weiterer Folge für die Schulden ihres Partners oder ExPartners geradesteh­en müssen.“

Regionale Unterschie­de gibt es bei den durchschni­ttlichen Schuldenbe­rgen. Die höchsten Schulden je Privatinso­lvenz verzeichne­te 2022 das Burgenland mit 183.000 Euro, gefolgt von Kärnten mit 137.000 und der Steiermark mit 129.000 Euro. Wien schneidet hier mit einer Überschuld­ung von „nur“93.000 Euro am besten ab.

Daneben ist noch eine weitere Tendenz festzustel­len: Mit dem Alter steigen die durchschni­ttlichen Schulden: Über 60-Jährige – ihr Anteil an den Privatkonk­ursen beträgt 9,8 Prozent – stehen pro Pleite mit etwa 200.000 Euro in der Kreide. (APA)

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