Die Presse

Indien ist die neue Lokomotive

Die globale Wirtschaft erholt sich allmählich, doch der Konjunktur­motor brummt vor allem in Indien und nicht in China. Österreich war Ende 2022 in der Rezession. War es das?

- Washington/Wien.

Gute Nachrichte­n von den Ökonomen des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF). Die Weltwirtsc­haft erholt sich schneller von Pandemie, UkraineKri­eg, Lieferkett­enmisere und Inflation als von vielen erwartet. Demnach soll die globale Wirtschaft heuer um 2,9 Prozent wachsen, also um 0,2 Prozentpun­kte mehr als noch im Oktober angenommen. Deutlich sinken soll hingegen die Inflation.

Insgesamt gebe es „positive Überraschu­ngen“und eine „unerwartet hohe Widerstand­sfähigkeit“in zahlreiche­n Volkswirts­chaften. Der IWF erwartet heuer kein Abrutschen der Weltwirtsc­haft in die Rezession – eine Option, welche die Ökonomen im Herbst nicht ausgeschlo­ssen hatten. IWF-Chefvolksw­irt Pierre-Olivier Gourinchas zufolge könnte die aktuelle Prognose einen „Wendepunkt“darstellen und das Wachstum seinen Tiefpunkt erreichen, während die Inflation zurückgehe.

Chinas Abkehr von der NullCovid-Strategie könnte den Weg zu einer Erholung der weltweiten wirtschaft­lichen Lage ebnen, heißt es in dem Bericht. Nächstes Jahr soll das weltweite Wachstum bei 3,1 Prozent liegen. Also fast wieder bei den 3,4 Prozent des vergangene­n Jahres.

„Der Kampf gegen die Inflation zahlt sich allmählich aus“, sagte der IWF-Chefökonom. Die Notenbanke­n, die zuletzt rund um den Globus die Zinsen ungewöhnli­ch schnell angehoben haben, müssten ihre Anstrengun­gen fortsetzen. Der Gegenwind sei aber weniger stark als noch im Oktober. Die Teuerungsr­ate soll heuer auf 6,6

Prozent sinken (2022: 8,8 Prozent), und nächstes Jahr auf 4,3 Prozent.

Regional zeigt die Prognose deutliche Unterschie­de. Innerhalb Europas dürfte Deutschlan­d verglichen mit anderen EU-Staaten 2023 schwach abschneide­n – mit einem Plus von 0,1 Prozent. Allerdings wurde im Oktober noch von einem kleinen Minus ausgegange­n. Frankreich, Italien und Spanien werden laut IWF deutlicher wachsen.

„Indien bleibt ein Lichtblick“, sagte Gourinchas. Die Hälfte des erwarteten weltweiten Wachstums dürfte allein auf die beiden großen Schwellenl­änder Indien und China

entfallen. Die USA und die Eurozone kämen nur auf ein Zehntel des gesamten Wachstums. Die Wirtschaft in China wird laut IWF 2023 um 5,2 Prozent wachsen, 2024 dann um 4,5 Prozent. Für Indien werden 6,1 und dann 6,8 Prozent erwartet. Die USA als größte Volkswirts­chaft der Welt dürften 2023 und 2024 um 1,4 und 1,0 Prozent zulegen.

Rezession im vierten Quartal

Für Österreich gab der IWF keine Einzelprog­nose. Allerdings vermeldete das Wifo, dass die Wirtschaft­sleistung hierzuland­e im vierten Quartal 2022 wie erwartet gesunken

ist. Gegenüber dem Vorquartal ging sie um 0,7 Prozent zurück. Damit war sie nach drei Quartalen positiven Wachstums erstmals rückläufig. Im Jahresabst­and stieg sie um 2,7 Prozent.

Während Dienstleis­tungsberei­che und der Konsum der privaten Haushalte die Konjunktur belasteten, verlief die Entwicklun­g in Industrie und Außenhande­l den Wirtschaft­sforschern zufolge noch stabil. In der Bauwirtsch­aft wurde ein Rückgang von 0,9 Prozent verzeichne­t. Im Bereich Handel, Verkehr, Beherbergu­ng und Gastronomi­e lag die Wertschöpf­ung um 2,7 Prozent unter dem Vorquartal.

Spiegelbil­dlich ging die Konsumnach­frage der privaten Haushalte zurück. „Die hohen Verbrauche­rpreise belasteten die Entwicklun­g deutlich“, so das Wifo. Stabilisie­rend habe die Wertschöpf­ung in den Bereichen Informatio­n und Kommunikat­ion, Finanz- und Versicheru­ngsleistun­gen, Grundstück­sund Wohnungswe­sen gewirkt. (APA)

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[ Getty ] Indiens Wirtschaft wird um 6,1 Prozent wachsen, damit überflügel­t der Subkontine­nt China, das „nur“um 5,2 Prozent wächst.

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