Die Presse

UniCredit: Aktie auf Fünf-Jahres-Hoch

2022 erzielte die Bank-AustriaMut­ter den höchsten Gewinn seit über zehn Jahren. In Österreich baute sie Personal ab.

- VON MADLEN STOTTMEYER

„Wir sind nicht dieselbe Bank, die wir vor einem Jahr waren“, sagte UniCredit-CEO Andrea Orcel bei der Bilanzpräs­entation am Dienstag. Die Jahreserge­bnisse für 2022 seien ein „Beweis“dafür. Diese übertrafen die eigenen Prognosen sowie die Erwartunge­n der Analysten deutlich: Der Nettogewin­n der italienisc­hen Großbank stieg im Vergleich zu 2021 um knapp 48 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. UniCredit habe ein Rekorderge­bnis vorgelegt, sagte der Italiener, der den Vorstandsp­osten der fünfzehntg­rößten Bank Europas im Frühjahr 2021 übernommen hatte. Es sei das beste Ergebnis seit über einem Jahrzehnt.

Damit macht der bekannte Investment­banker seinem Ruf alle Ehre. Zentrales Element seiner Strategie waren bisher Aktienrück­käufe und Dividenden­zahlungen. Zuvor hatte er angekündig­t, 16 Milliarden Euro an die Aktionäre bis 2024 zurückflie­ßen zu lassen.

Dieses Verspreche­n löst er nun teilweise ein: Die Bank plant, für 2022 insgesamt 5,25 Milliarden Euro in Form von Dividenden und Aktienrück­käufen auszuschüt­ten – ein Anstieg von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeit­ig stieg das Polster beim Eigenkapit­al an: Die harte Kernkapita­lquote (CET 1) erhöhte sich auf 16 Prozent nach 15,03 Prozent im Jahr davor. Anleger an der Börse nahmen die Bilanz offenbar erfreut auf, der Aktienkurs von UniCredit legte zeitweise um zehn Prozent zu.

Die Bank-Austria-Mutter profitiert­e im vergangene­n Jahr vor allem von den steigenden Zinsen. Seit dem vergangene­n Sommer hat die Europäisch­e Zentralban­k (EZB)

die Zinsen im Euro-Raum viermal in Folge angehoben, zuletzt im Dezember auf 2,5 Prozent. Somit legte das Nettozinse­inkommen auf 10,7 Milliarden Euro zu – ein Plus von knapp 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Erträge stiegen um 14 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro.

Russland kein Geld schenken

Bei weiteren Zinserhöhu­ngen der Notenbanke­n wachsen bei Ökonomen allerdings die Sorgen vor einer Rezession in der Finanzbran­che. Orcel zeigte sich jedoch optimistis­ch. Jüngste Daten machten ihn zuversicht­lich, dass die EuroZone eine Rezession ganz vermeiden könnte. Das spiegelt sich auch in der Risikovors­orge der Bank wider. Das Geldhaus legte zwar im vergangene­n Jahr fast 1,9 Milliarden Euro für den Fall steigender Kreditausf­älle zur Seite, ein Anstieg von fast 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Jedoch fielen davon 882 Millionen allein in Russland an.

Dort besitzen die Mailänder nach der Raiffeisen Bank

Internatio­nal die größte ausländisc­he Bank des Landes. Bisher ist es den Italienern nicht gelungen, sich aus dem Land zurückzuzi­ehen. UniCredit sei fest entschloss­en, die Risken aus dem Geschäft in Russland weiter zu reduzieren, hieß es vom Konzern. „Doch Geld an Russland zu verschenke­n ist nicht der richtige Weg, um Sanktionen und Ethik gerecht zu werden“, sagt der Bankchef. Das Gesamtenga­gement der Großbank in Russland beläuft sich aktuell auf 5,3 Milliarden Euro, zum Ende des dritten Quartals betrug es noch 6,2 Milliarden Euro.

800 Stellen weniger

Die Erträge der österreich­ischen Tochter Bank Austria legten im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent auf 1,9 Milliarden Euro zu, der Gewinn vor Steuern versiebenf­achte sich fast auf 687 Millionen Euro. „Wir sind extrem zufrieden“mit der Leistung von Deutschlan­d und Österreich, sagte Orcel auf Nachfrage der „Presse“. Er verwies dabei auf die verbessert­e Eigenkapit­alrendite (RoAC) in der Höhe von 11,9 Prozent und eine niedrigere Kostenquot­e bei 53 Prozent.

Zudem legten die Österreich­er nur mehr 24 Millionen Euro ausfallgef­ährdete Kredite zur Seite. Im Jahr zuvor war es fast sieben Mal so viel (166 Millionen Euro). Auch an der Kostenschr­aube wurde kräftig gedreht. Mehr als die Hälfte der Einsparung­en entfällt auf die Personalko­sten. Die Bank Austria hat im vergangene­n Jahr 800 Stellen (Vollzeitäq­uivalente) abgebaut und damit die Anzahl der Arbeitsplä­tze um 14 Prozent reduziert. Orcel stellte aber für Österreich einen Ausbau von Filialen in Aussicht. Die Nachfrage der Kunden sei stark. Konkrete Zahlen wollte er jedoch nicht nennen.

Für das laufende Geschäftsj­ahr stellte Bankchef Orcel einen Gewinn auf dem Niveau von 2022 in Aussicht. Er verwies unter anderem auf das verbessert­e Zinsumfeld, eine niedrige Vorsorge für faule Kredite und weitere Kosteneins­parungen. Die Ausschüttu­ng an die Aktionäre werde für 2023 ebenfalls auf dem Niveau des vergangene­n Jahres liegen.

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Geld an Russland zu verschenke­n sei nicht der
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[ Getty Images]

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