Zerreißprobe um Russlands Rückkehr
„Rückgratlos“: Empörung über Russland-Diplomatie von IOC-Präsident Bach.
Die Kontroverse um die mögliche Wiederzulassung russischer Sportler zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 wird zur Zerreißprobe für den Weltsport. „Tun Sie das nicht, sonst verraten Sie den olympischen Geist“, rief der ukrainische Box-Weltmeister Wladimir Klitschko IOC-Präsident Thomas Bach in einer Video-Botschaft zu. „Ich sage Ihnen: Die Russen sind heute Olympiasieger im Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung.“
Auch Sportphilosoph Gunter Gebauer attackierte das Internationale Olympische Komitee und seinen deutschen Präsidenten. „Es ist wieder einmal ein Kotau vor Russland.“Die Strategie, die Bach und das IOC-Exekutivkomitee verfolgen, hält Gebauer für „viel zu weich und nachgiebig“gegenüber dem Regime von Wladimir Putin – ein typisches Verhalten des IOC-Chefs. „Er taktiert und versucht, Russland nicht zu erzürnen.“Auch das IOC-Argument, Sportler dürften nicht für ihre Nationalität bestraft werden, trifft Gebauer zufolge nicht zu. „Die meisten werden staatlich gefördert und zu staatlicher Solidarität angehalten und zeigen sie auch.“
Estland: Kein Kompromiss
Als eines der ersten Länder hat sich Estland strikt gegen das IOC-Vorhaben ausgesprochen, Athleten aus Russland und Belarus trotz des Krieges in der Ukraine das Zurückkommen auf die Sportbühne zu ermöglichen. Für Ministerpräsidentin Kaja Kallas ist es „nicht nur heuchlerisch und rückgratlos“, wie sie erklärte. Vielmehr sei es „eine direkte Verhöhnung der Zehntausenden Ukrainer, die bei dem schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt hat, ihr Leben lassen mussten“. Einen „Raum für Kompromisse“sieht die Regierungschefin des EU- und Nato-Landes nicht. Sie forderte Regierungen und Parlamente aller Länder auf, die vollständige Isolierung russischer und belarussischer Athleten zu unterstützen. (red.)