Professionelles Management statt Ehrenamt
Gerhard Milletichs Rücktritt als ÖFB-Präsident muss Folgen haben: Jeder Verband braucht Compliance-Regeln.
Gerhard Milletich war nur 16 Monate lang ÖFBPräsident. Was geschieht aber jetzt im Fußballbund?
Gerhard Milletich zog am Dienstag einen Schlussstrich unter seine kurze Amtszeit als Präsident des Fußballbundes. Der Burgenländer, 66, war jahrzehntelang als Funktionär tätig – doch an der Spitze der rot-weiß-roten Fußballwelt hielt er sich nur knapp 16 Monate lang. Intern umstritten, von Kollegen im ÖFB-Präsidium (aka „Landesfürsten“) schon vor der Wahl angezählt und letzten Endes über die „Inseraten-Affäre“gestolpert: das Kapitel dieser Präsidentschaft ist keineswegs ein Ruhmesblatt für unseren Sport.
Dabei: Milletich engagierte Ralf Rangnick als Teamchef. Und, in seiner Ära wurde der Bau des Trainingszentrums in Aspern beschlossen.
Zu groß war der Druck geworden, dem sich der Burgenländer nach der „Inseraten-Affäre“ausgesetzt sah. In seinem „Brotberuf“, wie er es auf WhatsApp an einen ÖFB-Sponsor geschrieben hatte, ist er Verleger (Bohmann-Verlag). Er verschickte Mails, warb bei ÖFB-Geldgebern um Inserate für eines seiner Magazine. Als das publik wurde, entbrannte ein Sturm der Entrüstung. Man sah eine klare Unvereinbarkeit und Verletzung der – im ÖFB für Funktionäre allerdings inexistenten – Compliance-Regeln.
Milletich pochte darauf, mit allen ÖFB-Partnern bereits vor seiner Präsidentschaft gearbeitet zu haben. Er klagte vergebens den „Kurier“, das Ethik-Komitee der Liga prüft – und ehe Ergebnisse vorlagen, hatte Milletich von der „medialen Negativ-Kampagne“und „Feindseligkeiten einiger ÖFB-Mitglieder“endgültig genug.
Milletichs Rücktritt muss jetzt zwingend auch im ÖFB Folgen haben. Es ist ein schmaler Grat zwischen Ehrenamt und eigenem Beruf, der zweifelsohne in den meisten Fällen nicht aufgegeben werden kann. Es bedarf klarer Richtlinien und verpflichtender Regeln – zum Gedeih des Sports, zum Wohle aller Mitwirkenden, zum Schutz des Verbandes.
Der Zeitpunkt ist optimal für eine komplette Neuausrichtung. Der ÖFB täte gut daran, sich an der Bundesliga zu orientieren, mit Aufsichtsrat, Vorsitzenden – einem professionellen Management-Board. Die Ära, in der Beamte, Pensionisten, Anwälte oder Bürgermeister ehrenamtlich Österreichs Fußball lenken, muss enden. Es wäre eine bittere Pointe, hätte Milletich womöglich genau das vorgehabt.