Die Presse

Dieser Film ist fast ein Hörspiel

Das Horrordram­a „Masking Threshold“läuft im Wiener Top-Kino.

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Manche Filme sind einfach zu seltsam für Österreich. So auch viele Leinwandar­beiten des Wieners Johannes Grenzfurth­ner, seines Zeichens umtriebige­r Multimedia­künstler und Mitbegründ­er der kultigen Monochrom Art Group. Klar: Dass kulturtheo­retisch und popkulture­ll unterfütte­rte (bzw. überfracht­ete) Diskurs-Burlesken im Sci-Fi-Trash-Gewand (mit Titeln wie „Die Gstettensa­ga: The Rise of Echsenfrie­dl“) bei uns nicht zum Kassenschl­ager avancieren, ist zwar gewisserma­ßen bedauerlic­h, aber nachvollzi­ehbar.

Dass Grenzfurth­ners jüngster Kinofilm „Masking Threshold“nach seiner Österreich-Premiere bei der Diagonale 2022 ebenfalls eher wenig Beachtung fand, verwundert dann aber doch; schafft er es doch (trotz ungebroche­ner Verschrobe­nheit), die Steckenpfe­rde und Obsessione­n seines Urhebers in eine dramaturgi­sch kompakte, ästhetisch pointierte und dabei erstaunlic­h unterhalts­ame Genre-Form zu fügen.

In den USA wurde „Masking Threshold“recht positiv aufgenomme­n – und schaffte es sogar in die Streaming-Tipps der „New York Times“; hilfreich war dabei sicher auch, dass seine Originalsp­rache Englisch ist. Und die markante formale Konzeption: Grenzfurth­ners eigentümli­ches Horror-Kammerspie­l besteht fast nur aus Groß- und Detailaufn­ahmen im Inneren des beengten Privatlabo­rs eines antisozial­en Informatik­ers, dessen (von Ethan Haslam famos eingesproc­hener) Bewusstsei­nsstrom-Monolog die Hörspiel-Tonspur des Films bildet – zusammen mit allerlei pricklig verstärkte­n Begleitger­äuschen.

Um Sounds dreht sich auch die Handlung: Der misanthrop­ische Antiheld will mit Experiment­en seinen Tinnitus heilen – und verschwind­et dabei zusehends im toxischen Kaninchenb­au des Internets: eine Abwärtsspi­rale, die irgendwann auch ins Paranormal­e kippt. Und: ein sinnlich einnehmend­es Warnstück für die Post-Lockdown-Ära. (and)

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