Die Presse

TV-Aussage: Strafe für Waldhäusl?

FPÖ-Politiker wurde nach Fernsehdeb­atte angezeigt.

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Gottfried Waldhäusl hat eine unüblich gewordene politische Einigkeit provoziert: Weil der niederöste­rreichisch­e Landesrat in einer TV-Debatte eine Schülerin brüskiert hatte, rückten ÖVP, SPÖ, Grüne und Neos geeint gegen den Freiheitli­chen aus. Was war passiert? Das Mädchen erklärte Waldhäusl, dass sie und der Großteil ihrer Schulklass­e wegen ausländisc­her Abstammung nicht hier wären, so die Politik der FPÖ umgesetzt wäre. Waldhäusls Antwort an die Schülerin: „Dann wäre Wien noch Wien.“

Am Donnerstag schloss sich auch Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner der Kritik an: Die Ansage sei „jenseitig“, sagte die ÖVP-Politikeri­n. Nach einer möglichen Zusammenar­beit gefragt, erklärte sie jedoch, dass man „abwarten“müsse, ob die FPÖ Waldhäusl auch als Landesrat bestimmt.

Reue zeigte der blaue Niederöste­rreicher auch nach der heftigen Kritik nicht. Im Gegenteil: „Ich stehe zu 100 Prozent zu dieser Aussage, denn die Wahrheit ist verträglic­h“, so Waldhäusl – für den der Fall nicht nur politische Folgen haben könnte: Fremdenrec­ht-Anwalt Wilfried Embacher zeigte Waldhäusl wegen Verhetzung an. Muss der FPÖ-Politiker nun ein Strafverfa­hren fürchten?

Eine Verhetzung liegt bereits vor, wenn man eine Gruppe wegen ihrer Herkunft in der Absicht beschimpft, die Menschenwü­rde der Betroffene­n zu verletzen. Und zwar in einer Weise, die geeignet ist, die Gruppe in der öffentlich­en Meinung verächtlic­h zu machen oder herabzuset­zen. Die meisten Tatbestand­smerkmale wären bei Waldhäusls Aussage zwar erfüllt, analysiert Robert Kert, Professor für Strafrecht an der WU. Die Frage sei aber, ob schon eine Beschimpfu­ng vorliegt, sagte der Experte zur „Presse“. Denn in der Judikatur würden sich zu dem Begriff der Beschimpfu­ng bisher eher konkrete Schimpfwör­ter finden oder Verhaltens­weisen wie Bespucken. Nur wenn die Justiz Waldhäusls Satz („Dann wäre Wien noch Wien“) als Beschimpfu­ng wertet, müsste er also strafrecht­liche Folgen fürchten. (aich/kk)

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