Die Presse

Neue Regeln für Onlineplat­tformen

Das EU-Parlament will die Arbeitsbed­ingungen bei Onlineplat­tformen, etwa Lieferdien­sten, verbessern. Und stößt nicht nur auf Zustimmung.

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Das Europäisch­e Parlament will die Arbeitsbed­ingungen für Beschäftig­te von Onlineplat­tformen wie Bolt, Uber, Gorillas und weiteren Lieferdien­sten verbessern. In einer solchen Beschäftig­ung sei man Sklave des Algorithmu­s, sagte die sozialdemo­kratische Europaabge­ordnete Elisabetta Gualmini, am Donnerstag in einer Sitzung des EU-Parlaments in Brüssel.

Hintergrun­d ist ein Vorschlag der EU-Kommission, Onlineplat­tform-Beschäftig­te künftig besser abzusicher­n. Die EU-Staaten sowie das Parlament müssen sich noch auf einen Kompromiss einigen. Plattform-Beschäftig­te könnten dem Vorschlag nach wie Angestellt­e eingestuft werden – und nicht wie bisher als Freiberufl­er. Damit hätten sie Anspruch auf grundlegen­de Arbeitnehm­errechte wie Renten-, Kranken- und Arbeitslos­enversiche­rung, sagte die SPD-Europaabge­ordnete Gaby Bischoff.

„Aus für flexible Modelle“

Kritik kommt vom Essenslief­erdienst Mjam: Eine Änderung hätte in Österreich eine starke Einschränk­ung von flexiblen Arbeitszei­tmodellen, wie dem freien Dienstnehm­ermodell, zur Folge. Alle bei Mjam beschäftig­ten Fahrerinne­n und Fahrer, „egal, ob sie sich für ein echtes oder freies Dienstverh­ältnis entscheide­n, unterliege­n der Kranken-, Unfall-, Pensions- und Arbeitslos­enversiche­rung“, so Alexander Gaied, COO von Mjam, am Donnerstag laut einer Aussendung. Viele Zustelleri­nnen und Zusteller würden die Flexibilit­ät schätzen, das würde der aktuelle Beschluss des EUParlamen­ts unmöglich machen.

Die FDP-Europaabge­ordnete Svenja Hahn steht dem Vorschlag ebenfalls skeptisch gegenüber. Ihrer Ansicht nach schaffe er Soloselbst­ständigkei­t weit über Lieferoder Fahrdienst­e hinaus ab. „Faktisch würden alle Personen, die ihre Dienstleis­tungen über digitale Arbeitspla­ttformen anbieten, in ein Angestellt­enverhältn­is gezwungen“, sagte Hahn. Dieser Ansicht widersprac­h Gualmini am Donnerstag vehement. Die Vorsitzend­e des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes, Yasmin Fahimi, betonte, dass die „Scheinselb­stständigk­eit und Ausbeutung auf diesem Schattenar­beitsmarkt“wirksam eingedämmt werden müsse. (APA/DPA)

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