Die Presse

Wie man’s intern ausmacht

Das SUV-Format hat nicht immer den besten Ruf. Im Fall X1 versus 3er (als Plug-in) ist jedoch höher gleich besser.

- VON TIMO VÖLKER

Österreich ist Kombi-Land; mit dem vielseitig­en Format, praktisch und kleidsam zugleich, kann man nichts falsch machen, so der Tenor.

Österreich ist mittlerwei­le aber auch SUV-Land, was sich nirgendwo deutlicher zeigt als bei BMW, der im Vorjahr nach Neuzulassu­ngen drittstärk­sten Marke im Land: Seit zwei Jahren schon ist der X1 das meistverka­ufte Modell der Marke. Die kleinste X-Baureihe hat den 3er, der nun auf Platz zwei rangiert (vor dem X3, wieder ein SUV), kalt lächelnd abserviert.

Und man kann’s verstehen, wie im vorliegend­en Fall – X1 30e gegen 330e Touring in beiden Fällen X-Drive, also Allrad. Obwohl der 3er die höherrangi­ge und teurere Baureihe ist. Aber der Reihe nach. Zunächst muss man einige Dinge sortieren. Wir haben es jeweils mit Plug-in-Hybriden zu tun, die verwirrend­erweise beide 30e heißen. Im 3er spielt den Verbrenner­part aber ein 2,0-LiterVierz­ylinder mit 184 PS, im X1 ein 1,5-Liter-Dreizylind­er mit 150 PS.

Der Hinweis im Namen auf die Leistungss­tufe von um die 300 PS – der Hubraumbez­ug ist längst abgeschaff­t – rührt von der Systemleis­tung, an der bei Hybriden naturgemäß ein Elektromot­or Anteil hat. Und zwar beim moderneren X1 einen wesentlich höheren als beim 3er, dessen innewohnen­de Plugin-Hybridtech­nik schon seit über zwei Jahren auf der Straße ist.

Kein Porsche-Schreck

Und da die Technik gar so rasch voranschre­itet, ist das der entscheide­nde Punkt: Der X1 kann elektrisch alles viel besser, was ihm nicht zuletzt die deutlich höhere Systemleis­tung von 326 PS einträgt (versus 292 PS beim 330e). Wau, mag man nun denken, das ist ja schon auf dem Terrain von M-Modellen. Der X1 ist fraglos gut motorisier­t, aber nicht so, wie es die (eher rechnerisc­h ermittelte) Systemleis­tung suggeriere­n würde. Flott, spritzig, allzeit sprungbere­it – ein flinker Stadtbewoh­ner, aber auch ausdauernd bei Überlandfa­hrten. Allerdings in der Liga von

300-plus-PS, danach fühlt es sich nicht an. Man muss das Kleingedru­ckte lesen: „bis zu 240 kW/326 PS“, lässt uns BMW wissen. Also nicht jederzeit. Wenn etwa der Ladestand als zu gering erachtet wird, um volle Elektropow­er ins Gefecht zu werfen. Oder man im EV-Modus ist und sich der Verbrenner erst zuschalten muss. Das geht zwar schnell, aber dennoch – mit Wartezeit. Wer den X1 als Porsche-Schreck will, muss auf die heranrolle­nde M-Variante warten.

Viel wichtiger ist ohnehin die elektrisch­e Reichweite, beim 3er laut BMW bei „47 bis 58 Kilometern“. Optimistis­ch! Beim X1 kommen die „76 bis 88 Kilometer“der Realität näher. Im Test waren es 70. Eine achtbare Distanz und im Sinne des Plug-in-Gedankens: Es zahlt sich aus, den anzustecke­n

und auf den Ladestand zu achten. Beim 3er waren es eher 35 km. Das liegt nur zum Teil an der Kapazität der Batterie, die beim 3er 11,15 kWh und beim X1 14,2 kWh beträgt. Das gesamte System ist bei der neueren Bauart viel effiziente­r. So sitzt der E-Motor im X1 an der Hinterachs­e (daher Allrad), im 3er

am Getriebe. Dazu lädt der größere Akku im X1 schneller: Bei 7,4 kW Ladeleistu­ng in zweieinhal­b Stunden, beim 3er laut Werk 3,7 Stunden. Der kann halt nur 16 Ampere, der X1 doppelt so viel.

In PHEV-Hinsicht liegt der X1 also klar vorn. Erstaunlic­herweise auch sonst. Etwa beim Fahrwerk, das ausgewogen­er, freundlich­er dämpft und federt als im 3er. Beide schauen gut aus, wobei: Schon bemerkensw­ert, wie der X1 jeden Eindruck von SUV-Mopsigkeit im Auftritt vermeidet.

Auch an Bord zeigt der X1 den moderneren Zuschnitt. Der Wahlhebel für die Automatik sieht bei beiden gleich aus, beim 3er ist dazu noch das iDrive-Rädchen zur Steuerung des Bordmenüs vorhanden. Man kann ohne leben – wenn man sich an die Sprachsteu­erung

hält, denn Sendersuch­en am Touchscree­n ist lästig und braucht Aufmerksam­keit. Das Platzangeb­ot ist im breiteren X1 vorn einen Hauch besser als im 3er, hinten quasi gleich. Dass der X1 in getesteter Variante 10.000 Euro weniger kostet, entscheide­t den Fall, falls noch Zweifel bestanden haben.

 ?? [ Fabry (3), Kirchbauer] ?? Der BMW X1 30e hat die neueste PHEV-Technik an Bord, mit in der Praxis fast doppelter Reichweite und 64 PS mehr Elektropow­er als im 330e (unten rechts).
[ Fabry (3), Kirchbauer] Der BMW X1 30e hat die neueste PHEV-Technik an Bord, mit in der Praxis fast doppelter Reichweite und 64 PS mehr Elektropow­er als im 330e (unten rechts).

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