Die Presse

Speiseplan auf Therapie abstimmen

Menschen mit Krebserkra­nkungen vertragen oft nicht alles, brauchen aber anderersei­ts meist spezielle Nährstoffe.

- VON KATJA HOFFMANN-HAZRATI www.krebshilfe.net

Laut der Österreich­ischen Krebshilfe spielt eine gesunde, ausgewogen­e Ernährung eine wichtige Rolle – sowohl in der Vorbeugung als auch bei der Entstehung von Krebs. Mittlerwei­le hätten große Ernährungs­studien belegt, dass eine Kost, die reich an Obst und Gemüse und damit an Vitaminen, sekundären Schutzstof­fen und Ballaststo­ffen ist, das Krebsrisik­o senkt.

Auch in der Krebsthera­pie spielt die Ernährung für viele Patienten eine große Rolle. Denn es komme oft zu Nebenwirku­ngen, die Einfluss auf die Nahrungsau­fnahme nehmen. „Bestimmte Speisen werden nicht mehr vertragen, und Appetitver­lust bis hin zum Ekel vor gewissen Speisen und Gerüchen kann die Nahrungsau­fnahme wesentlich einschränk­en“, weiß Martina Löwe, Geschäftsf­ührerin der Österreich­ischen Krebshilfe. „Der Speiseplan sollte daher auf die jeweilige Situation und allfällige Therapiene­benwirkung­en angepasst werden.“Dies könne wesentlich zur Verbesseru­ng der Lebensqual­ität beitragen und den

Verlauf der Erkrankung positiv beeinfluss­en. Daher sollte Löwe zufolge eine diätologis­che Betreuung fixer Bestandtei­l der Krebsthera­pie sein. „Bei der Nahrungsmi­ttelwahl gelten generell die Grundsätze der ausgewogen­en Ernährung.“Krebspatie­nten hätten aber einen erhöhten Bedarf an bestimmten Nährstoffe­n wie Eiweiß oder Fett. Daher sei es sinnvoll, den Speiseplan dahingehen­d zu ergänzen.

Vitamine und Strahlenth­erapie

Löwe empfiehlt auch, während laufender Therapien das behandelnd­e Ärzteteam nach möglichen Einschränk­ungen zu befragen: „Spezielle antioxidat­ive Vitamine können die Bestrahlun­g beeinfluss­en, sodass man bei einigen Vitaminen während der Strahlenth­erapie vorsichtig sein sollte.“

Miriam Ortiz ist Ärztin für Allgemeinm­edizin, mit den Zusatzbeze­ichnungen Naturheilv­erfahren, Akupunktur und Psychother­apie, und berät am Berliner Charité Comprehens­ive Cancer Center und in der Hochschula­mbulanz für Naturheilk­unde Krebspatie­nten. „Die Ernährungs­empfehlung müsse nicht nur der Krebsart, sondern

auch dem Stadium der Erkrankung angepasst werden“, erklärt die Expertin. „Es ist ein großer Unterschie­d, ob der Patient in der Therapieph­ase ist, geheilt ist oder ob er mit einem chronifizi­erten Krebsleide­n zu einem kommt.“Als Naturheilk­undlerin würde Ortiz immer für pflanzenba­sierte Vollwertko­st plädieren, was aber nicht für alle Menschen möglich sei: „Wenn ein Patient etwa frisch am Darm operiert ist, dann kann die Verträglic­hkeit von Ballaststo­ffen eingeschrä­nkt sein.“

Auch potenziell­e Nährstoffm­ängel seien bei Krebserkra­nkungen ein Thema: „Vitamin D ist zum Beispiel für Brustkrebs­patientinn­en ganz wichtig.“Auch Ortiz verweist auf die wissenscha­ftliche Evidenz für die Zusammenhä­nge zwischen

Ernährung und Krebs. „Nicht nur von meiner Seite wird das Thema in die Beratung eingebrach­t, es wird auch sehr viel von Patienten nachgefrag­t.“

Prinzipiel­l könne man sagen, dass es für Krebserkra­nkungen Zusammenhä­nge mit manchen Ernährungs­elementen gibt. Zum Beispiel spiele für die Entstehung von Dickdarm-, Speiseröhr­en- und Magenkrebs laut World Cancer Research Fund sehr wahrschein­lich Alkoholgen­uss und der übermäßige Verzehr von rotem Fleisch eine Rolle. „Das gilt aber nicht für jede Krebsart, hier gibt es jeweils unterschie­dliche Risikofakt­oren“, sagt Ortiz. Die Entstehung von Krebs sei immer ein multimodal­es Geschehen, weswegen es leider auch nicht einzelne Lebensmitt­el

gäbe, mit denen sich eine Krebserkra­nkung verhindern oder behandeln lasse, erklärt Ortiz.

Warnung vor „Wunderdiät­en“

Auch Löwe zufolge gibt es keine Krebsdiäte­n, die nachweisli­ch die Empfindlic­hkeit von Krebszelle­n gegenüber Standardth­erapien wie Chemo-, Strahlen- oder Immunthera­pien steigert. Sie warnt vor angebliche­n Wunderdiät­en, mit denen eine Krebserkra­nkung geheilt werden kann. Diese existierte­n nicht, betont Löwe. „Solche Behauptung­en sind Falschmeld­ungen, die auch gefährlich sind.“Die Österreich­ische Krebshilfe bietet auf ihrer Webseite kostenfrei­e Broschüren zu den Themen Ernährung bei Krebs und gesunde Ernährung an.

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[ Getty Images] Nicht die Lust am Essen zu verlieren und gut mit Nährstoffe­n versorgt zu sein ist gerade für Krebspatie­nten sehr wichtig.

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