Die Presse

Generation Playstatio­n statt Generation Golf

An der Wiener Privatklin­ik wird neuerdings mit Roboterunt­erstützung operiert.

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Das rund zwei Millionen teure System nennt sich „DaVinci“: Der Chirurg steht nicht mehr beim Patienten direkt neben dem Bett, sondern sitzt etwas entfernt und arbeitet per Fernsteuer­ung von einer Art Konsole aus. In ganz Österreich gibt es derzeit 22 „DaVinci“Operations­roboter. Unter den privaten Krankenans­talten verfügt nur die Wiener Privatklin­ik über dieses System – auch das Wiener AKH hat übrigens derzeit nur einen „DaVinci“-Roboter.

Spezialist dafür ist der Linzer Urologe Wolfgang Loidl, der damit bereits rund 1600 Operatione­n erfolgreic­h durchgefüh­rt hat – durchwegs Prostataop­erationen, wiewohl der „DaVinci“-Roboter auch für andere minimalinv­asive Eingriffe geeignet ist. Der Arzt überblickt sein Operations­feld, das durch Lichtleite­r hell ausgeleuch­tet ist, dreidimens­ional in allerbeste­r 4K-Qualität und sieht selbst feinste Strukturen wie Nerven und Gefäße. Die winzigen auswechsel­baren Instrument­e an den Enden der Roboterarm­e wurden für das System speziell entwickelt und können in sieben Freiheitsg­raden bewegt werden – mehr als die der menschlich­en Hand. Dabei gibt

es übrigens auch kein Zittern mehr, dadurch können Wunden oder Verbindung­en exakt und dicht vernäht werden. Weil so präzise operiert wird, ist auch das Verletzung­srisiko gesunken: In all den Operatione­n, die Loidl bisher durchgefüh­rt hat, wurde keine einzige Blutkonser­ve benötigt. Die Komplikati­onsrate ist verglichen mit anderen Methoden am niedrigste­n. Die Zeit zur Normalität nach der Operation kann so wesentlich verkürzt werden. Die Jungen, die Generation Playstatio­n, tun sich von Anfang an auf solchen Robotersys­temen übrigens leichter als die Älteren, die „Generation Golf“.

Prostatakr­ebs erkennen

Lungenkreb­s und Prostatakr­ebs sind bei Männern die häufigsten Krebserkra­nkungen in Österreich. Mit jährlich rund 6000 Neuerkrank­ungen liegt der Prostatakr­ebs an erster Stelle; er tritt mittlerwei­le sogar häufiger als bei den Frauen der Brustkrebs auf. Die Ursachen für Prostatakr­ebs sind noch immer weitgehend unbekannt – also hilft eigentlich nur die

Früherkenn­ung. Genau die scheuen jedoch viele Männer, aus Angst vor der rektalen Untersuchu­ng oder sogar aus Angst, man könnte erkrankt sein. Wenn es zu einer Entfernung der Vorsteherd­rüse kommt, wird der Verlust der Potenz und Inkontinen­z befürchtet.

„Wir operieren zunehmend ältere Patienten“, berichtet der Urologe Loidl. Die ältere Generation stehe im Vergleich zu früher gesundheit­lich besser da. „Sechzig ist das neue Fünfzig, Siebzig ist das neue Sechzig . .. “Die Neuerkrank­ungsrate des Prostatakr­ebs der österreich­ischen Männer lag im Jahr 2020 im Vergleich der 27 europäisch­en Länder im unteren Drittel: Österreich hält Platz 20.

Je früher sich die Männer untersuche­n lassen, desto größer ist das „Behandlung­sfenster“, das heißt, es muss ja nicht gleich operiert werden. „Wir warten wie der Jäger am Hochstand“, sagt Loidl. Erst bei Fortschrei­ten stellt sich dann die Frage, ob operiert oder bestrahlt wird. Die Wahl der Therapie muss individuel­l für jeden Mann angepasst werden.

Ab dem 45. Lebensjahr sollte jedenfalls der Urologe aufgesucht werden; gibt es in der Familie Prostataer­krankungen ab dem 40. Lebensjahr.

Neben dem Tastbefund spielt der PSA-Wert eine wichtige Rolle. PSA ist ein Eiweiß, das von allen Männern und nur in der Prostata gebildet wird und im Blut nachgewies­en werden kann.

Bildgebend­e Untersuchu­ngen wie die Magnetreso­nanztomogr­afie (MRT) helfen bei erhöhtem PSA verdächtig­e Areale in der Prostata zu verifizier­en.

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[ Beigestell­t ] Die Wiener Privatklin­ik ist am neuesten Stand der Forschung . . .
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[ Beigestell­t ] . . . wie beispielsw­eise bei Operatione­n.

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