Die Presse

Österreich steht und fällt mit Thiem

Captain Jürgen Melzer setzt im Duell mit Kroatien auf Dominic Thiem, Dennis Novak und Jurij Rodionov. Im Doppel sollen Alexander Erler und Lucas Miedler in Rijeka überzeugen.

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Am Wochenende wird es für Jürgen Melzer wieder ernst. Er ist ÖTV-Sportdirek­tor und DaviscupCa­ptain in Personalun­ion, und für Österreich geht es nach dem keineswegs unerwartet­en 4:0-Sieg im September in Tulln über Pakistan jetzt um den Aufschlag auf der ganz großen Bühne. Am Samstag (ab 14 Uhr, live, laola1.at) und Sonntag (13 Uhr, live, ORF Sport+) kann die ÖTV-Auswahl in Rijeka gegen Kroatien einen Platz im Finalturni­er im kommenden September ergattern.

Die Ausgangsla­ge ist verheißung­svoll: Kroatien muss den verletzten Marin Cˇ ilić vorgeben, dafür ist ein wieder fitter Dominic Thiem am Start. Die Chancen für den rotweiß-roten Außenseite­r sind damit auf jeden Fall gestiegen.

Aufschlag in der Kvarner Bucht

Es wäre die zweite Teilnahme am Finalturni­er nach 2021 für Österreich, das damals ohne Thiem in Innsbruck in der Gruppenpha­se ausgeschie­den war. Doch der Weg dorthin führt nur über drei Punkte aus vier Einzeln und einem Doppel in Kroatien. Gespielt wird im „Best of three“-Modus, zwei Einzel am Samstag, ein Doppel und zwei weitere Einzel am Sonntag. In der Kvarner Bucht kommt es zum vierten Duell mit Kroatien: 1997 in Graz hatte Österreich mit Thomas Muster und Gilbert Schaller, der damals Goran Ivanisˇevi­ć besiegte, mit 3:2 gewonnen. 2001 feierten die Kroaten (damals mit Melzer nur im Doppel) in Pula einen 4:1-Erfolg. Zuletzt 2006 siegte „Hrvatska“in der Schwarzl-Arena bei Graz 3:2.

17 Jahre später sind die Protagonis­ten freilich ganz andere, nur Melzer ist als Kapitän wieder dabei. Neben Thiem sind Dennis Novak und Jurij Rodionov Einzelkand­idaten, im Doppel sind Alexander Erler/Lucas Miedler gesetzt. Bei den Gastgebern rechnet auch Melzer mit denˇ hinter dem am Knie verletzten Cilić nächstgere­ihten Spielern: „Die Aufstellun­g ist relativ easy, Borna Ć orić und Borna Gojo werden im Einzel antreten und Mate Pavić mit Nikola Mektić im Doppel.“Vor 2500 Fans kann in der Hafenstadt jedoch vieles passieren, vor allem vor lautstarke­r Kulisse. „Die Kroaten sind generell eher sportenthu­siastisch“, weiß Melzer. Und was ist mit den Österreich­ern, ihren Fans? 20 bis 30 Anhänger, ein kleiner, aber sehr harter Kern, wolle versuchen, der Übermacht in Sachen Lautstärke etwas Paroli zu bieten.

Melzer äußerte sich im Vorfeld auch nochmals über Thiem, der nach dem frühen Aus bei den Australian Open und auch davor keinen guten Start in diese Saison hingelegt hat. Im ÖTV-Team sind seine Siege unverzicht­bar. „Ich bin glücklich, dass er hier ist, sich verpflicht­et hat, im Davis Cup zu spielen. Dominic hatte eine schwierige Reise in den vergangene­n paar Jahren. Aber am Ende des Jahres hat man gesehen, dass er in die Nähe dorthin kommt, wo er hingehört – aber definitiv noch nicht dort ist, wo er stand, als er 2020 den Grand Slam, die US Open gewonnen hat.“

Der ÖTV-Sportdirek­tor, 41, glaubt, der Davis Cup könne eine „gute Erfahrung“für den Lichtenwör­ther sein. „Wir sind definitiv nicht die Favoriten hier. Aber in einem Team zu stehen ist immer anders als allein.“Er sei gespannt, wie Thiem mit der Situation umzugehen verstehe, „wie er den Ball trifft. Ich glaube, wir werden einen guten Dominic sehen.“

Gute Bedingunge­n für Thiem

Dominic hatte eine schwierige Reise in den vergangene­n paar Jahren. Aber er kommt dorthin, wo er hingehört.

Sein Team habe in jedem der fünf Matches Chancen, wobei man den zweiten Mann der Kroaten, Borna Gojo (ATP-121.), freilich nicht unterschät­zen dürfe. Der 1,96-m-Riese aus Split, 24, hat gegen keinen der drei Österreich­er bislang schon gespielt. Gegen Borna Ć orić, der im Ranking aktuell als 23. der mit Abstand beste Spieler in Rijeka sein wird, hat Thiem eine 3:2-Bilanz. Rodionov und Novak haben gegen Ć orić noch nie gespielt.

Österreich­s Davis-Cup-Rekordler (38 Duelle, 78 Matches) stufte die Bedingunge­n im Sportzentr­um Zamet als „gut“ein. „Der Platz ist fair, langsamer als erwartet.“Der Ball springe ordentlich ab – das sollte Thiem liegen. (red.)

Jürgen Melzer

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