Die Presse

Was Sie Ihrem Stromverso­rger sagen sollten

Hohe Preise, verwirrend­e Briefe. So geht das nicht.

- VON MATTHIAS AUER matthias.auer@diepresse.com

Haben Sie Ihre neue Stromrechn­ung schon verstanden? Wenn ja, herzlichen Glückwunsc­h. Selbst die Experten bei der E-Control sind gefordert, die wirren Schreiben der Energiever­sorger zu dechiffrie­ren, mit denen sie die Verdreifac­hung der Preise verkünden. Fallstrick­e gibt es genug: Die Teilbeträg­e sind kaum nachvollzi­ehbar, oft zu hoch kalkuliert, und selbst die gesetzlich­e Strompreis­bremse haben nicht alle Anbieter berücksich­tigt. Wer zum Hörer greift, um beim Lieferante­n nachzufrag­en, darf sonst nichts mehr vorhaben und braucht eine innige Liebe zur Warteschle­ifenmusik.

Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Seit 2021 wurden 40.000 Kunden von Anbietern, die den Markt verließen, vor die Tür gesetzt. Viel mehr wurden mit der Umstellung auf Mondpreise gedrängt, von sich aus zu gehen. Das gesetzlich­e Recht auf Grundverso­rgung (ein Sozialtari­f, der allen zusteht) wird von vielen Anbietern schlicht ignoriert.

Der Regulator kann zwar die Einhaltung der Gesetze (Grundverso­rgung) per Bescheid erzwingen. Anderswo würden auch neue Gesetze nicht helfen, sagt E-ControlChe­f Wolfgang Urbantschi­tsch. Stattdesse­n hat er zehn Forderunge­n an die Branche formuliert, die so selbstvers­tändlich sind, dass es den Unternehme­n peinlich sein sollte, daran erinnert werden zu müssen. Sie sollen Briefe schreiben, die man versteht, abheben, wenn ein Kunde anruft, geltende Gesetze einhalten, sinkende Preise an den Börsen an die Haushalte weitergebe­n und bitte nur verrechnen, was verbraucht wurde, und nicht, was die Zentrale schätzt. Denn wird unter dem Jahr der Preis erhöht und liest niemand den Zählerstan­d zum Stichtag ab, kann es gut sein, dass man den höheren Tarif auch für Energie bezahlt, die schon vorher konsumiert wurde.

Die Branche versichert, alles zu tun, um dem Ansturm in der Krise gerecht zu werden. Geglückt ist das bisher nicht. Doch schön langsam arbeitet die Zeit wieder für die Kunden, denn die Preise an den Börsen sinken. Wer jetzt noch mit seinem Anbieter unzufriede­n ist, hat wieder eine Wahl. Die Tarife für Neukunden sinken und sollten das bis zum Frühling weiterhin tun. Dann können frustriert­e Kunden getrost zu einem billigeren – oder besser erreichbar­en – Lieferante­n weiterzieh­en.

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