Was Sie Ihrem Stromversorger sagen sollten
Hohe Preise, verwirrende Briefe. So geht das nicht.
Haben Sie Ihre neue Stromrechnung schon verstanden? Wenn ja, herzlichen Glückwunsch. Selbst die Experten bei der E-Control sind gefordert, die wirren Schreiben der Energieversorger zu dechiffrieren, mit denen sie die Verdreifachung der Preise verkünden. Fallstricke gibt es genug: Die Teilbeträge sind kaum nachvollziehbar, oft zu hoch kalkuliert, und selbst die gesetzliche Strompreisbremse haben nicht alle Anbieter berücksichtigt. Wer zum Hörer greift, um beim Lieferanten nachzufragen, darf sonst nichts mehr vorhaben und braucht eine innige Liebe zur Warteschleifenmusik.
Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Seit 2021 wurden 40.000 Kunden von Anbietern, die den Markt verließen, vor die Tür gesetzt. Viel mehr wurden mit der Umstellung auf Mondpreise gedrängt, von sich aus zu gehen. Das gesetzliche Recht auf Grundversorgung (ein Sozialtarif, der allen zusteht) wird von vielen Anbietern schlicht ignoriert.
Der Regulator kann zwar die Einhaltung der Gesetze (Grundversorgung) per Bescheid erzwingen. Anderswo würden auch neue Gesetze nicht helfen, sagt E-ControlChef Wolfgang Urbantschitsch. Stattdessen hat er zehn Forderungen an die Branche formuliert, die so selbstverständlich sind, dass es den Unternehmen peinlich sein sollte, daran erinnert werden zu müssen. Sie sollen Briefe schreiben, die man versteht, abheben, wenn ein Kunde anruft, geltende Gesetze einhalten, sinkende Preise an den Börsen an die Haushalte weitergeben und bitte nur verrechnen, was verbraucht wurde, und nicht, was die Zentrale schätzt. Denn wird unter dem Jahr der Preis erhöht und liest niemand den Zählerstand zum Stichtag ab, kann es gut sein, dass man den höheren Tarif auch für Energie bezahlt, die schon vorher konsumiert wurde.
Die Branche versichert, alles zu tun, um dem Ansturm in der Krise gerecht zu werden. Geglückt ist das bisher nicht. Doch schön langsam arbeitet die Zeit wieder für die Kunden, denn die Preise an den Börsen sinken. Wer jetzt noch mit seinem Anbieter unzufrieden ist, hat wieder eine Wahl. Die Tarife für Neukunden sinken und sollten das bis zum Frühling weiterhin tun. Dann können frustrierte Kunden getrost zu einem billigeren – oder besser erreichbaren – Lieferanten weiterziehen.