Die Presse

Kritik Israels an Vermittler: „Katar spielt doppeltes Spiel“

Premier Benjamin Netanjahu und Finanzmini­ster Bezalel Smotrich rückten die Rolle des Golf-Emirats ins Zwielicht.

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Seit Sonntag pendelt Brett McGurk wieder zwischen Ägypten und Katar, um einen neuen Geiseldeal auf den Weg zu bringen. Im November war dies dem USSonderem­issär unter aktiver Beteiligun­g der Chefs der CIA und des Mossad nach zahlreiche­n Hürden gelungen.

Nun steht noch mehr auf dem Spiel – ein bis zu zweimonati­ger Waffenstil­lstand auf israelisch­er Seite. Neuerlich schleichen sich Misstöne ein, und es werden Justament-Forderunge­n laut. So pocht die Hamas auf einen Abzug der israelisch­en Armee aus dem Gazastreif­en, was für Israel inakzeptab­el ist.

Aus Israel kam sogar Störfeuer von höchster Stelle. Benjamin Netanjahu hatte die Vermittler­rolle Katars in einem an die Öffentlich­keit gespielten Gespräch mit Angehörige­n von Geiseln nicht zu Unrecht als „problemati­sch“bezeichnet – und dabei auf die Finanzieru­ng der Hamas durch das GolfEmirat angespielt. Katar ließ der Hamas jährlich bis zu 450 Millionen Dollar zukommen.

Zudem beherbergt die Hauptstadt Doha die Exil-Führer, wo sie für die USA aber besser zu überwachen sind als zuvor in Damaskus.

Ein Ultimatum an Katar?

Bezalel Smotrich, Israels ultrarecht­er Finanzmini­ster, spitzte die Rhetorik noch weiter zu. Er warf Katar vor, das Kriegsziel Israels – die Vernichtun­g der Hamas – zu unterlaufe­n. Das Emirat kooperiere gleichsam mit der Terrororga­nisation, die die Geiseln als Faustpfand betrachte. „Katar fördert und finanziert den Terrorismu­s, es forciert den Terror und spielt ein doppeltes Spiel“, sagte er. „Katar ist das größte Hindernis für die Rückkehr der Geiseln. Wir würden morgen alle 136 Geiseln zurückbeko­mmen, wenn Katar der Hamas ein Ultimatum stellen würde – und der Westen Katar ein Ultimatum setzen würde.“

Für McGurks Verhandlun­gen in Doha könnten sich die Attacken Israels als kontraprod­uktiv erweisen. Katar hat bisher mehr oder weniger darüber hinweggese­hen. (vier)

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