Wie Biden Trump schlagen will
Den Amerikanern steht die Neuauflage des Duells Trump gegen Biden ins Haus. Der Amtsinhaber will mit guten Wirtschaftsdaten punkten. Doch kann diese Strategie funktionieren?
Seit Dienstagabend ist die Sache so gut wie gelaufen. Donald Trump, von 2017 bis 2021 im Weißen Haus, wird wohl auch 2024 wieder republikanischer Präsidentschaftskandidat – zum mittlerweile dritten Mal. Damit steht den US-amerikanischen Wählern eine Wiederholung der Präsidentschaftswahl 2020 ins Haus. Damals hieß es: Trump gegen den Demokraten Joe Biden.
Es ist eine Neuauflage, auf die niemand wirklich Lust hat. Trump hält zwar die republikanische Partei mit eiserner Faust im Griff, doch auf Bundesebene ist der Ex-Präsident äußerst unpopulär – ein Argument, das die Unterstützer seiner Vorwahl-Herausforderin, Nikki Haley, gern ins Feld führen. Denn Haley würde Biden schlagen. Das sagen zumindest die Umfragen. Den beiden alten Männern – Biden ist 81, Trump ist 77 – prognostizieren sie ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
„Ich habe eine posttraumatische Belastungsstörung von der letzten Wahl“, sagt eine junge Wählerin in New Hampshire. „Ich kann 2020 nicht noch einmal durchleben.“Trump weigerte sich damals, Bidens klaren Sieg anzuerkennen. Seine laut geäußerten Verschwörungstheorien führten zu gewaltsamen Ausschreitungen seiner Anhänger am 6. Jänner 2021. Sie stürmten das Kapitol in Washington, D. C. Die Vorgänge bescherten Trump gleich zwei Strafverfahren; insgesamt ist er in vier Strafsachen angeklagt, alle verknüpft mit seiner Präsidentschaft.
„Alles in Ordnung“
Während Trump massive Erfolge bei den ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire vorweisen kann, muss Biden den ersten richtigen Stresstest erst über sich ergehen lassen. Am 3. Februar beginnt der demokratische Primary-Zyklus – in South Carolina, jenem Bundesstaat, in dem sich 2020 Bidens Blatt gewendet hatte. Aus dem Verlierer der ersten Vorwahlen wurde damals der Favorit für die Präsidentschaftswahl.
2024 sieht die Sache für Biden weniger rosig aus. Sein Wahlkampfteam hat – zumindest nach außen hin – noch keinen Fuß auf den Boden gebracht. Diese Woche erst kam es zu einer Neuaufstellung des Personals im Kampagnenhauptquartier in Wilmington. Doch dort ist man sich sicher: Biden wird auch 2024 Trump schlagen. Und das, obwohl die Bevölkerung Bidens Politik in Sachen
Wirtschaft, Migration und Militäreinsätze anzweifelt. Als sogar der demokratische Ex-Präsident Barack Obama über die Weihnachtsfeiertage seine Zweifel an der Kampagnenstrategie vorbrachte, kam aus dem Weißen Haus: alles in Ordnung.
Bidens Team will den Wahlkampf mit mehreren Kernthemen bestreiten. Punkt eins ist die Wirtschaft: Tatsächlich kann Bidens
Regierung gesundes Wirtschaftswachstum vorweisen, angetrieben von Kaufkraft und -lust der Bevölkerung. 2023 wuchs die USWirtschaft um 3,1 Prozent – nach den harten Pandemiejahren 2020, 2021 und 2022 ein starkes Lebenszeichen.
Statistik gegen Gefühl
Doch kommt das bei den Wählern an? Sie klagen über die Teuerung. Dass die Inflation in den USA wesentlich geringer ausfällt als etwa in Europa, ist den Wählern auf der anderen Seite des Atlantiks herzlich egal, wenn sie das Gefühl haben, die Preise stiegen unaufhaltsam. Statistiken sind zudem schwer zu verkaufen – genauso wie positive LangzeitEntwicklungen. Wie Biden Wirtschaftsdaten unters Volk bringen will, bleibt also abzuwarten. Trump hat es da wesentlich leichter: Seine Strategie ist es, die Wähler zu fragen, ob es ihnen während seiner Präsidentschaft wirtschaftlich besser ging. Die Antwort wird für viele sein: ja. In Bidens Team hofft man, dass die wirtschaftliche Lage im November so gut sein wird, dass die Wähler sie nicht ignorieren können.
Ähnlich denkt man in Wilmington über die Kritik an Bidens Nahost-Politik. Der Gaza-Krieg, glaubt man, wird bis zur Wahl nicht mehr das brandaktuelle Thema sein, das er im Moment ist. (Biden verliert hier im Moment muslimische, schwarze und junge Wähler – die er allerdings für eine Wiederwahl unbedingt braucht.) Als Punkt für sich kann Biden jedenfalls das Abtreibungsthema verbuchen. Weitere Bundesstaaten werden in den kommenden Monaten ihre Gesetze verschärfen – in der Vergangenheit hat das den Demokraten die Wähler nur so in die Arme getrieben.
Bidens größte Botschaft wird allerdings sein: Trump ist eine Gefahr für die Demokratie. „Würde Trump nicht antreten, wüsste ich nicht, ob ich kandidieren würde“, sagte Biden erst jüngst bei einem Wahlkampf-Event. „Wir können ihn nicht gewinnen lassen.“Besorgten Demokraten richtet man aus: Die Kampagne ist kein Schnellzünder – sondern gebaut, um am 5. November zu funktionieren.