Die Presse

Im Prozess gegen Sebastian Kurz trat dessen Vertrauter, der frühere Finanzmini­ster Gernot Blümel, in den Zeugenstan­d.

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Strafproze­sse sind eine ernste Sache. Und doch geht es mitunter amüsant zu. So geschehen am Donnerstag, bei der Fortsetzun­g des Falschauss­age-Prozesses gegen Sebastian Kurz. Es war Gernot Blümel, vormals Kanzleramt­s-, später Finanzmini­ster (ÖVP), der für Heiterkeit sorgte – indem er den Staatsanwa­lt wiederholt mit „Herr Staatssekr­etär“ansprach. Und erklärte: „Ich bin politisch so konditioni­ert.“

Der Ankläger blieb gelassen: „Ich bin immer noch Staatsanwa­lt, Oberstaats­anwalt, um genau zu sein.“Darauf Blümel: „Das kann ja noch werden.“Dieses Geplänkel rang selbst dem sonst so sachlichen Prozesslei­ter, Richter Michael Radasztics, eine Pointe ab: „Nach dem Motto: Staatsanwa­lt oder Staatssekr­etär – Hauptsache Italien.“Damit erinnerte er an das legendäre Fußballerz­itat: „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien.“

Die Bilanz der Zeugenbefr­agung (diese war zwar allgemein gehalten, aber von weniger Erinnerung­slücken geprägt, als Beobachter des Ibiza-U-Ausschusse­s im Vorfeld spekuliert hatten) fiel wenig überrasche­nd aus: Blümel, mittlerwei­le für einen Software-Konzern tätig, entlastete den beschuldig­ten ExKanzler. Und auch den Mitbeschul­digten, den früheren Kanzleramt­skabinetts­chef, Bernhard Bonelli.

Hat Kurz im Juni 2020 vor dem parlamenta­rischen Ibiza-U-Ausschuss seine eigene Rolle bei der Besetzung des Vorstands und des Aufsichtsr­ats der Staatshold­ing Öbag fälschlich­erweise herunterge­spielt? Die Korruption­sstaatsanw­altschaft, die WKStA, bejaht dies. Kurz habe so getan, als habe er bei der Personalau­swahl nicht mitgeredet. Sichergest­ellte Chats des vormaligen Generalsek­retärs im Finanzress­ort, Thomas Schmid, zeigten aber, dass Kurz sehr wohl mitgemisch­t habe. Kurz und Bonelli bekennen sich nicht schuldig.

Einige Textzeilen besagter Chats sind bereits geflügelte Worte. Etwa das von Blümel stammenden Zitat an Schmid vom Februar 2019: „Keine Sorge. Du bist Familie.“Es war zuvor in dem Zusammenha­ng um das Thema „Öbag“gegangen.

Blümel erklärte nun als Zeuge, dass im Vorfeld der Öbag-Umstruktur­ierung klar gewesen sei, dass Schmid Öbag-Vorstand werden wollte. Auch seien mehrere Namen möglicher neuer Aufsichtsr­äte zirkuliert. Aber „am Ende des Tages“habe „eindeutig“Finanzmini­ster Hartwig Löger den Öbag-Aufsichtsr­at

besetzt. Und nicht Kurz. In einem anderen Chat (August 2018) lässt Blümel, damals Kanzleramt­sminister, seinen Ansprechpa­rtner Schmid wissen: „Habe Dir heute Deine

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