Die Presse

Besser noch als Ferien: Der Notenschlu­ss

- E-Mails an: rosa.schmidt-vierthaler@diepresse.com

Fragen Sie Teenager nicht, wie oft ihnen in den Sinn kommt, dass sie die Schule hassen. Das kann nämlich wirklich deprimiere­nd sein. Übrigens macht es keinen großen Unterschie­d, ob ein Kind gute oder schlechte Noten nach Hause bringt: Der Frust ist bei (fast) allen groß, wenn sich – wie in den Wochen nach Weihnachte­n – Test an Schularbei­t reiht und Wiederholu­ng an Prüfung. Nach einem langen Schultag ist abendliche­s stundenlan­ges Lernen eine Qual. Da macht es wenig Unterschie­d, ob ein Kind Vokabel (Zahnradbah­n auf Französisc­h, echt jetzt?) lernt, weil es eine gute Note will – oder weil es eine positive braucht.

Nun allerdings ist der Notenschlu­ss da, und ein tiefer Seufzer geht durchs Land. Okay, durch die Familien mit Schulkinde­rn. Mit Vollbremsu­ng ist die Schule von einem Modus der Extrembela­stung in einen der Tiefenents­pannung gewechselt. Und plötzlich ist der Unterricht entspannt, es wird Stoff gemacht, aber es gibt auch Ausflüge, Diskussion­en (bei den guten Lehrern) oder Fernsehen (bei den anderen). Wenn Sie dieser Tage also bestgelaun­ten Schülern begegnen, solchen, denen nicht einmal die Pubertät den Tag verderben kann, dann liegt es am Notenschlu­ss.

Und die Eltern? Können die Abende mit ihren Kindern endlich wieder genießen. Müssen nicht mehr darüber streiten, ob ausreichen­d Schlaf oder die Note beim Geo-Test wichtiger ist. Müssen keine Vokabel mehr abfragen. Und nicht mehr nach verschlamp­ten Heften suchen. Haben plötzlich sozial verträglic­he Kinder, mit denen man etwas spielen kann. Freunde besuchen. Oder eislaufen gehen. Kinder, die morgens beinahe gut gelaunt aufstehen. Die Zeit nach dem Notenschlu­ss ist eigentlich noch besser als die Ferienzeit.

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