Die Presse

Was tun, wenn es holprig wird ? Hohe Zinsen, geopolitis­che Konflikte: Die Börsen könnten unruhiger werden. Einige Fonds versuchen deshalb, in Aktien mit möglichst geringen Schwankung­en zu investiere­n.

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Die meisten Börsenbaro­meter verzeichne­ten 2023 ansehnlich­e Zuwächse. In Europa lag das Plus im Schnitt bei rund 20 Prozent. In den USA legte vor allem die USTechnolo­giebörse Nasdaq mit mehr als 50 Prozent kräftig zu. Der starke Anstieg wurde in den USA insbesonde­re von Unternehme­n aus dem Bereich der künstliche­n Intelligen­z (KI) angetriebe­n. Sollte der Aufschwung nicht an Breite gewinnen, steigt laut manch einem Marktbeoba­chter aber auch die Gefahr einer Marktkorre­ktur.

Hinzu kommt ein weiterer Unsicherhe­itsfaktor: die geopolitis­chen Konflikte im Nahen Osten. Kent Hargis, Portfoliom­anager des AB Low Volatility Equity Portfolio bei Alliance Bernstein, meint, dass die Ereignisse derzeit zwar noch nicht zu einem Anstieg der Energiepre­ise geführt haben. So wird reichlich Öl auf dem Seeweg durch die Region transporti­ert. „Dennoch bleibt die Unsicherhe­it über die weitere Konflikten­twicklung.“Und damit auch über die Gefahr eines erneuten Energiepre­isschocks, der Europa bereits einmal, nach Ausbruch des Ukraine-Krieges, hart getroffen hatte. Tatsächlic­h war die europäisch­e Nordseemar­ke Brent Anfang März 2022 auf knapp 130 Dollar je Fass hinaufgesc­hnellt, da die Sorge vor Versorgung­sengpässen groß war. Zuletzt verharrte die Notierung in einem Seitwärtst­rend von rund 78 Dollar.

Sollte sich der Konflikt insbesonde­re im Roten Meer zuspitzen und die Energiepre­ise anheizen, wird dieser Umstand auch die Inflations­rate antreiben. Viele Unternehme­n wären betroffen, die Notenbanke­n würden in die Zwickmühle geraten. Dann könnten erste Zinssenkun­gen ein gutes Stück aufgeschob­en werden. Schon jetzt wird über den möglichen ersten Zeitpunkt diskutiert, da der Arbeitsmar­kt in den USA immer noch robuster ist als erwartet. In Europa wurden zuletzt hohe Lohnforder­ungen durchgeset­zt, weshalb die Kernrate (ohne Energie-, Tabak- und Nahrungsmi­ttelpreise)

bleibt.

Alles in allem gibt es genügend Gründe, weshalb die Schwankung­en an den Märkten zunehmen könnten. Für Anleger, die mit solch einem Szenario rechnen, könnten jene Fonds interessan­t sein, die auf Aktien mit einer möglichst geringen Volatilitä­t setzen. Im AB-Fonds werden IT-Titel mit gut 25 Prozent gewichtet, gefolgt vom Finanz- sowie dem Gesundheit­ssektor. Zu hartnäckig hoch den größten Positionen zählen Microsoft, Alphabet sowie Shell. Europas größter Energiekon­zern setzt auf die grüne Wende und schüttet lukrative Dividenden aus.

Regional entfällt die größte Gewichtung auf die USA mit rund 60 Prozent, gefolgt von Großbritan­nien. Auch im Fidelity-Portfolio stehen US-amerikanis­che Titel hoch im Kurs, danach reiht sich Japan

ein. Aber die Branchenge­wichtung fällt anders aus: So spielen Firmen aus der Gesundheit­sbranche die größte Rolle, gefolgt vom Basiskonsu­m und dem Finanzbere­ich. So wird etwa in die japanische Itochu Corporatio­n investiert. Der Konzern mischt im Lebensmitt­elund Immobilien­handel und im Maschinenb­au mit. Der US-Biotechnol­ogiekonzer­n Regeneron Pharmaceut­icals ist ebenso Teil der größten Positionen wie der US-Getränkehe­rsteller Monster Beverage.

Der Invesco-ETF, ein börsengeha­ndelter Indexfonds, legt den Fokus auf die 50 dividenden­stärksten europäisch­en Unternehme­n mit möglichst geringer Volatilitä­t. Aktien aus Italien und Deutschlan­d sind besonders hoch gewichtet. Dazu zählen Automobilh­ersteller wie BMW und Mercedes-Benz sowie die französisc­he Bank Crédit Agricole. Anleger müssen jedoch beachten, dass selbst bei all diesen Produkten auch Kursverlus­te möglich sind. Eine Garantie für geringe Schwankung­en gibt es nicht.

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