Die Presse

Zerbricht die ID-Fraktion an deutscher „Remigratio­n“?

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Die bis dato erfolgreic­he Zusammenar­beit innerhalb der rechtspopu­listischen EU-Parlaments­fraktion Identität und Demokratie (ID) könnte durch die jüngsten Ereignisse in Deutschlan­d gefährdet sein. Nachdem bekannt geworden ist, dass Politiker der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) mit Rechtsextr­emen im November 2023 Pläne zur Vertreibun­g von Millionen Menschen (darunter deutsche Staatsbürg­er) aus Deutschlan­d erörtert haben, stellt Marine Le Pen, die Gründerin des französisc­hen Rassemblem­ent National (RN), die Zusammenar­beit mit der AfD zur Dispositio­n.

„Ich bin ganz und gar nicht einverstan­den mit den Vorschläge­n, die bei diesem Treffen diskutiert worden sein sollen“, sagte Le Pen mit Blick auf die Pläne zu einer „Remigratio­n“aus Deutschlan­d. Es müsse geprüft werden, „ob sich daraus Folgen ergeben“für die gemeinsame Fraktion im EU-Parlament. „Wir haben niemals eine Politik

der Remigratio­n verteidigt, die beinhalten würde, Menschen die französisc­he Staatsange­hörigkeit zu entziehen, die sie erhalten haben, auch wenn wir die Bedingunge­n für deren Erhalt kritisiere­n“, betonte Le Pen, die 2027 zum vierten Mal bei der französisc­hen Präsidents­chaftswahl als Kandidatin antreten will.

Im Gegensatz zu Deutschlan­d, wo die Staatsbürg­erschaft traditione­ll auf dem „Ius sanguinis“fußt und von der Abstammung abhängt, ist in Frankreich die Rechtstrad­ition des „Ius soli“etabliert – der zufolge die Staatsbürg­erschaft primär an den Geburtsort geknüpft ist und nicht an die Herkunft der Eltern.

Bei der Europawahl im Juni wird der ID-Fraktion vom Thinktank ECFR ein Mandatszuw­achs von 58 auf 98 prognostiz­iert. Die Zahl der AfD-Europaabge­ordneten soll demnach von elf auf 20 steigen, der RN soll 25 statt wie bisher 23 Mandatare entsenden. Der ID gehört auch die FPÖ an. (ag.)

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