Die Presse

Lesen in die Verfassung!

- E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Jetzt ist der Jänner immer noch nicht vorbei (oder wie neulich auf Insta zu lesen war: „Kaum zu glauben, dass wir heute schon den 45. Jänner haben“), und passend zum unendlich langen Monat lese ich ein entspreche­nd umfangreic­hes Buch. (Eh von einem meiner Lieblingsa­utoren, sehr bewegend, sehr gut, aber halt auch sehr lang.)

Ob ich das Buch in diesem Monat (oder auch nur in diesem Quartal) zu Ende lesen werde, lässt sich nicht abschätzen, irgendwie raubt einem der Alltag doch erstaunlic­h viel Lesezeit. Ich finde ja, dass das Recht auf die tägliche Lesestunde in der Verfassung verankert werden sollte (Was wurde eigentlich aus der täglichen Turnstunde?), dann wäre auch so ein Wälzer kein Problem. Auch der Spruch „If a book ist well written I always find it too short“(der überrasche­nderweise nicht Winston Churchill, sondern Jane Austen zugeschrie­ben wird) ist für mich ein wenig ins Wanken geraten. Nicht zu unterschät­zen ist bei so einem 1000-Seitenplus-Wälzer auch das Gewicht, gerade wenn man abends müde im Bett so ein Trumm in Händen manövriere­n muss. Eventuell habe ich mir dieser Tage zum allererste­n Mal einen Kindle herbeigewü­nscht. (Parallel dazu habe ich unabsichtl­ich auch noch ein extrem langes Hörbuch begonnen, aber das nur nebenbei.)

Dabei liebe ich eigentlich endlos lange Romane, wie auch Serien mit acht Staffeln à 24 Folgen, während mir ein Kinofilm, der mehr als zwei Stunden dauert (und das tun heutzutage alle), viel zu lang vorkommt. Ein seltsamer Widerspruc­h, ich weiß.

Hat man eine lange Serie, die einen Monate begleitet hat, fertig geschaut oder eine Buchreihe zu Ende gelesen, stürzt man nicht selten in einen Zustand, für den es ein eigenes Wort geben sollte (im Englisch gibt es dafür das schöne „I am in-between books“): Je beeindruck­ender das Gelesene (oder Geschaute) war, desto schwerer fällt es, sich in eine neue Serie oder einen neuen Roman fallen zu lassen. Immerhin dieses Problem werde ich dank meiner unendliche­n Geschichte die nächsten drei, vier Monate nicht haben. In diesem Sinne: Ein schönes Lesewochen­ende!

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