Das Carven auf der Rasierklinge Die Abfahrt von Cortina als Sinnbild der aktuellen Problematik im Weltcup: Beim Ausreizen des Limits rast Stephanie Venier zum Sieg, Mikaela Shiffrin stürzt schwer.
Die aktuelle Serie an schweren Stürzen und Verletzungen im Skiweltcup ist um ein Kapitel reicher. Warum scheinen die besten Skifahrer der Welt genau jetzt am Limit ihrer Leistungsfähigkeit angekommen zu sein? Die Abfahrt der Frauen in Cortina d’Ampezzo brachte neue Erkenntnisse – in Person von Lara Gut-Behrami.
Die Schweizerin wurde beim Sieg der Tirolerin Stephanie Venier Zweite (+0,39 Sekunden) und kritisierte anschließend die extrem hochgezüchtete Wettkampfsituation. „Das Problem ist im Moment, dass alles immer perfekt sein muss. Die Abstimmung muss stimmen, es verträgt keine Fehler“, sagte die 32-Jährige dem SRF. „Daneben herrscht eine Unsicherheit, dass man zu wenig macht. Wenn man zwei Tage frei hat, geht man trainieren und vernachlässigt die Erholung.“Das alles führe dazu, dass man sich in Kleinigkeiten verirre, den Fokus auf das eigentlich Wesentliche verliere: sich selbst.
Auf der Olympiapiste der Winterspiele 2026, wo es mit der Tirolerin Christina Ager, der Italienerin Sofia Goggia und der Kanadierin
Valerie Grenier drei Drittplatzierte gab, erreichte ein Dutzend Läuferinnen das Ziel nicht. Eine von ihnen: Mikaela Shiffrin. Der US-Superstar verlor nach einer Bodenwelle das Gleichgewicht, kam zu Fall und schlug im Fangnetz ein. Die 28-Jährige wurde anschließend mit dem Hubschrauber abtransportiert.
Der US-Verband veröffentlichte später eine Nachricht von Shiffrin. „Es ist alles okay“, schrieb sie darin. Im Krankenhaus wurde in einer ersten Diagnose festgestellt, dass das vordere und hintere Kreuzband intakt seien. Dennoch drohe der Führenden im Gesamtweltcup (Gut-Behrami liegt als erste Verfolgerin 340 Punkte zurück) aufgrund einer Innenbandverletzung eine Pause von ein bis zwei Wochen.
Schlimmer könnte es Corinne Suter erwischt haben. Die Schweizerin brach ihr Rennen nach einem weiten Sprung vorzeitig ab, fasste sich ans Knie, schrie vor Schmerz und musste ebenfalls mit dem Helikopter abtransportiert werden. Heute (10.30 Uhr, live, ORF1) steigt in Cortina noch eine Abfahrt. In den vergangenen Wochen war nach Verletzungen von Marco Schwarz, Aleksander
Aamodt Kilde, Alexis Pinturault oder Petra Vlhová über einen vermeintlich zu vollen Terminkalender als Ursache diskutiert worden. Auch wenn der Kärntner Schwarz eine Überlastung verneinte, kann dies angesichts der Häufung solcher Vorfälle nicht ausgeschlossen werden. ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober: „Dahingegend muss man sich sicher etwas überlegen.“