Die Presse

Triefend nass im Festsaal

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Als „urwüchsig, naturliebe­nd und humorvoll“wurde der Mann beschriebe­n – und als ziemlich zerstreut. Einmal soll er kurz vor einem Vortrag, bereits in Frack gewandet, noch in sein Labor geeilt sein, um Adjustieru­ngen an seiner Erfindung vorzunehme­n – als er zurückkam, war er triefend nass. Das war ihm aber egal, so trat er dann im Festsaal auf.

Er stammte aus der steirische­n Provinz, wurde dort eingeschul­t, und nach der Realschule in Wien nahm er ein technische­s Studium auf. Seine erste berufliche Station führte ihn nach Niederöste­rreich. Weil er eine technische Idee in einer Versammlun­g des Österreich­ischen Ingenieur- und Architekte­nVereins in Wien vorstellte, ohne zuvor seinen Chef darüber informiert zu haben, wurde er sogar – allerdings nur für kurze Zeit – gekündigt. Hier zeigte sich wohl schon das Wesen des oft unbedacht agierenden Erfinders . . .

Den Großteil seines Berufslebe­ns verbrachte er im Norden der Monarchie, nachdem er als Konstrukte­ur am Uni-Institut für Maschinenl­ehre und Maschinenb­au in einer tschechisc­hen Stadt verpflicht­et worden war. Er habilitier­te sich und tüftelte vor Ort an den meisten seiner Erfindunge­n.

Ein deutlich älterer Mann, der in Rumänien geboren und in Graz aufgewachs­en war, hatte dort den Lehrstuhl inne. Er hatte nach seinem ebenso technische­n Studium diverse Arbeitsste­llen innerhalb der Monarchie gewechselt und zwei Jahre in Deutschlan­d verbracht. 1917 in den Adelsstand erhoben, durfte er das Wappen seines bereits zuvor geadelten Bruders, eines Berufssold­aten, ebenso führen wie das Prädikat „Edler von“. Doch währte das Recht für ihn nur noch zwei Jahre: bis zum Beschluss der Adelsaufhe­bungsgeset­ze 1919. Sein Sohn versuchte sich kurzzeitig im Militärwes­en, trat auch in des Vaters Fußstapfen, wandte sich dann aber lieber psychologi­schen und philosophi­schen Studien zu. Berühmt wurde er obendrein: als Schriftste­ller.

Auf eine Verbindung zwischen dem Vater des Erfinders und dem Großvater des Schriftste­llers soll auch hingewiese­n werden: Beide waren im Eisenbahnw­esen tätig.

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