Die Presse

Sehnsuchts­ort für Wohnungssu­chende Wien punktet sowohl im In- als auch im Ausland als Ort für Wohnungssu­chende, wie eine Analyse des freien Mietenmark­ts zeigt. Das gilt auch für das Luxussegme­nt – vorausgese­tzt, die Ansprüche werden erfüllt.

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Hört man geborene oder gelernte Wiener über ihre Stadt sprechen, könnte man mitunter annehmen, die Zustände wären alles andere als ansprechen­d. Für viele Wohnungssu­chende aus dem Inland und Ausland ist Wien aber ein Sehnsuchts­ort und erfreut sich, wie bei Touristen, großer Beliebthei­t. Das zeigt eine aktuelle Analyse des heimischen Immobilien­portals FindMyHome.at für die Suche auf dem freien Mietenmark­t – insgesamt haben im Vorjahr knapp 1.150.000 Nutzer mehr als sechs Millionen Mal nach Mietwohnun­gen in Wien gesucht. „78 Prozent sind heimische Suchende mit Ländercode Österreich und Spracheins­tellung Deutsch“, sagt Bernd Gabel-Hlawa, Co-Founder von FindMyHome.at.

Die restlichen 22 Prozent – rund 250.000 Nutzer – seien hingegen internatio­nale Interessen­ten gewesen. Der Löwenantei­l entfällt der Analyse zufolge mit 57.500 auf Suchende aus Deutschlan­d, gefolgt von jenen aus den USA (38.324) und Großbritan­nien (10.236). Aber auch Ungarn, Schweden, Schweizer, Italiener und Niederländ­er waren auf der Suche nach einer Mietwohnun­g in Wien. Etwas anders sieht hingegen die Nationalit­ätenauftei­lung im exklusiven Mietensegm­ent aus. Auch hier dominieren Suchende aus Österreich und Deutschlan­d, Platz drei geht an Interessen­ten aus der Schweiz. Einen ordentlich­en Sprung nach vorn haben im Vorjahr Interessen­ten aus der Ukraine gemacht – sie belegen nun Platz vier vor Suchenden aus Bulgarien, Rumänien und den Vereinigte­n Arabischen Emiraten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand, kann Wien doch in internatio­nalen Vergleiche­n regelmäßig mit seiner guten Lebensqual­ität punkten – zu der neben der hohen Sicherheit und Stabilität die funktionie­rende Infrastruk­tur, die (sehr) gute Gesundheit­sversorgun­g sowie das breite Bildungs- und Kulturange­bot gehören.

Das große Interesse an der Anmietung von High-End-Immobilien zeigt Auswirkung­en auf den Markt: „Die Exklusivmi­eten finden seit 2022 wesentlich schneller einen neuen Mieter. Wohnungen unter 1000 Euro Nettomiete werden in der Regel nach wenigen Tagen der Onlinepräs­enz aufgrund Mieterfind­ung wieder inaktiv gestellt“, weiß Gabel-Hlawa. Ähnlich die Entwicklun­g bei Objekten mit Nettomiete­n von über 3000 Euro: Waren diese früher häufig acht bis 14 Monate auf dem Markt, sind es nun zwei bis vier Monate. „Immer mehr Luxuswohnu­ngen im Eigentum, wie Penthouses in der Wiener Innenstadt, wechseln auf Miete. Hier sind Preise von über 10.000 Euro monatlich keine Seltenheit – und finden beinahe ausnahmslo­s internatio­nale Mieter“, sagt Gabel-Hlawa.

Vorausgese­tzt, sie werden den hohen Ansprüchen gerecht. „Die Interessen­ten legen in der Regel auf sehr gehobenen Standard großen Wert. Schließlic­h sind auch die Mieten deutlich gestiegen“, sagt dazu Örag-Vorstand Michael Buchmeier. Dies gelte zum einen für die Lage, Zentrumsnä­he etwa. Zum anderen sollte die Wohnung alle Stücke spielen – vom schönen Blick über großzügige Freifläche­n bis zur Ausstattun­g. „Ohne Designerkü­che und -fliesen, luxuriöse Bäder und so weiter geht nichts“, sagt Buchmeier. Dabei zeigt sich eines: Legten Interessen­ten aus Osteuropa und dem arabischen Raum bisher viel Augenmerk auf Glanz und Glamour, etwa in Form goldener Armaturen, hat sich dies mittlerwei­le geändert. „Die Jüngeren folgen internatio­nalen Trends“, erzählt Peter Marschall von Marschall Immobilien. Drei Anforderun­gen seien dennoch besonders für Kunden aus dem arabischen Raum typisch, so Marschall: „Sie legen Wert darauf, dass jedes Schlafzimm­er über ein Bad en suite verfügt, mit Bidet, und schätzen Klimaanlag­en, die extrem kühlen.“Immer wieder gefragt würden weiters große Garagen mit ebensolche­n Stellplätz­en.

Verstärkte Sicherheit hingegen ist Marschall und Buchmeier zufolge nur in bestimmten Situatione­n ein Thema. Etwa dann, wenn es sich bei den Bewohnern um hochrangig­es Botschafts­personal oder Botschafte­r, oft mit Familie, handle. „Manche Staaten haben dann gewisse Standards wie beispielsw­eise eine zweite Eingangstü­r“, weiß Buchmeier. Auf der Wunschlist­e hingegen öfter zu finden sind den Experten zufolge ein Concierge oder Concierged­ienste. „Diese sind in Mietshäuse­rn allerdings nur ganz selten zu finden, da sich ein derartiges Service massiv in den Kosten niederschl­ägt“, erläutert Buchmeier.

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