Altbewährtes neu gestalten Der Ruf von Traditionsfirmen eilt ihnen voraus. Darauf ist Verlass. Aber er ist kein Garant, um auch zukünftig genügend Personal zu finden.
Neben all den Vorteilen – wie Bekanntheit, Prestige und Nostalgie – müssen heimische Traditionsunternehmen neue Wege finden, um für junge Arbeitnehmer attraktiv zu bleiben. Und ihren Anforderungen zu entsprechen. Damit hat nahezu die Hälfte von ihnen zu kämpfen. Unter 60 Traditionsbetrieben zeichnet sich gemäß einer Statista-Analyse ab: Fachkräftemangel und Personalentwicklung sind die größten Herausforderungen für die Zukunft.
„Retention ist das neue Recruiting“, löst Michael Fleischhacker das Problem. Er zeichnet für das Personal bei Kremsmueller verantwortlich. Die Firma, spezialisiert auf Industrieanlagenbau, wurde 1961 in Wels gegründet. „Vor allem in der Industrie leiden wir mehr unter einem Qualifizierungs- als Fachkräftemangel“, betont er. Deshalb sei es notwendig, „aus dem Potenzial des Arbeitsmarkts jene Fachkräfte zu entwickeln, die es für uns braucht“.
So gebe es im Unternehmen eine eigene Akademie und Kaderschmiede. Schließlich „dürste die junge Generation nach laufender Entwicklung. Unsere Recruiter wandeln sich zunehmend vom klassischen Recruiting hin zu Bildungsund auch Berufsberatern.“Notwendig sei dies auch, da fünf
Generationen beschäftigt sind. „Altbewährtes ist nicht zu verurteilen, wenn Wissen im Haus bleiben soll“, und dennoch falle es den Jungen aktuell leichter, bei den Prozessen zur Einführung eines neuen ERP-Systems Schritt zu halten. „Dass hier ,altgediente‘ Dienstnehmer mehr Unterstützung brauchen, ist selbstredend. Und auch in Ordnung.“Die Situation verlange nur ein gewisses Maß an Changemanagement.
Wenn es um die Benefits geht, zitiert er Frederick Herzberg. „Nicht vorhandene Zufriedenheit heißt nicht automatisch Unzufriedenheit und umgekehrt“, soll der US-amerikanische Psychologe gesagt haben. „In seiner Zwei-FaktorenTheorie spricht er von Hygienefaktoren und Motivatoren – damit sind wir beim Generationenthema angelangt.“Ältere Arbeitnehmer würden der Theorie zufolge anders auf Hygienefaktoren reagieren als die Jungen.
„Mit diesem Verständnis versuchen wir die Benefits zu steuern. Denn nicht alle Benefits haben in allen Generationen die gleiche Bedeutung und Wirkung. Benefit-Listen werden immer länger. Daraus ist ein richtiger Kampf auf dem Markt entstanden“, betont Fleischhacker.
Kampfgeist beweisen, das können auch die HR-Verantwortlichen von Ankerbrot. „Wir bieten Zugang zu mentalem Coaching für jeden, der das Angebot in Anspruch nehmen möchte. Und wir unterstützen Praktika außerhalb unseres Unternehmens. So haben im Vorjahr zwei Auszubildende ein Praktikum in einem Bäckereibetrieb in Norwegen absolviert“, sagt HR-Chefin Alexandra Ballaun.