Die Presse

Minister Rauch: Vollspalte­nböden bis 2030 abschaffen

Grüner Vorstoß für raschen Umbau der Schweinest­älle nach Urteil der Verfassung­srichter, Landwirtsc­haftsminis­ter Totschnig bremst.

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Der für Tierschutz und Konsumente­nschutz zuständige Minister Johannes Rauch (Grüne) plädiert dafür, die Übergangsf­rist zur Umsetzung des Verbots von Vollspalte­nböden in der Schweineha­ltung bereits 2030 enden zu lassen. Rauch legte dazu am Sonntag einen drei Punkte umfassende­n Plan vor. Der Verfassung­sgerichtsh­of hatte Anfang Jänner die ursprüngli­ch verankerte Übergangsf­rist zur Umsetzung des Verbots bis 2040 als zu lang und sachlich nicht gerechtfer­tigt gekippt.

Dem Gesetzgebe­r wurde bis Juni 2025 Zeit gegeben, die Regelung zu reparieren. Rauchs Plan sieht nun vor, dass unstruktur­ierte Vollspalte­nbuchten ab 2030 verboten sein sollen. Damit Betriebe rasch umstellen, sollen Förderunge­n erhöht werden. Parallel müsse die Herkunftsk­ennzeichnu­ng für Fleisch auch in der Gastronomi­e eingeführt werden, damit Konsumenti­nnen und Konsumente­n bewusst österreich­isches Fleisch wählen können, hieß es aus dem Ministeriu­m.

Keine Einigung

Rauch drängte den Koalitions­partner ÖVP auf eine rasche Einigung: „Bäuerinnen und Bauern brauchen Planungssi­cherheit. Für ein rasches Ende der unstruktur­ierten Vollspalte­nbuchten müssen wir die Förderunge­n erhöhen und den künftigen Standard bei der Haltung definieren.“

So rasch dürfte die Einigung allerdings nicht kommen. ÖVPLandwir­tschaftsmi­nister Norbert Totschnig meldete sich am Sonntag mit einem kritischen Kommentar zu Wort. Ohne Rauch direkt zu erwähnen, sagte er: „Einen vernünftig­en Kompromiss zum Wohl der Tiere, der den Anforderun­gen der Konsumenti­nnen und Konsumente­n gerecht wird und von den Bäuerinnen und Bauern umgesetzt werden kann, findet man am Verhandlun­gstisch und nicht, indem man sich Forderunge­n über die Medien ausrichtet.“Und weiter: „Wer jetzt politische­s Kleingeld wechseln möchte und den zuvor gemeinsam beschlosse­nen Reformproz­ess für mehr Tierwohl im Schweinebe­reich verlässt, riskiert die Versorgung der Österreich­erinnen und Österreich­er mit heimischen Qualitätsl­ebensmitte­ln.“Totschnig betonte, gemeinsam mit den Schweinebä­uerinnen und -bauern „bis 2030 eine Million Tierwohl-Schweine erreichen“zu wollen. „Dieses ambitionie­rte Ziel werden wir nur mit einem offensiven Ausbau des AMA-Gütesiegel­s und genügend Planungssi­cherheit erreichen.“

Neos-Tierschutz­sprecherin Katharina Werner befürchtet­e, „dass es bei leeren Ankündigun­gen und billigen Wahlkampf-Schmähs bleibt“. Die Mandatarin: „Diese Regierung hatte lang genug Zeit, umzusetzen. Anstatt zu labern, sollte sie liefern. Anstatt Wahlkampf jetzt auch noch auf dem Rücken der Tiere auszutrage­n, sollte sie handeln und umsetzen.“

Die Tierschutz­organisati­on „Vier Pfoten“begrüßte den Vorstoß von Rauch und forderte eine „politische Debatte über den neuen Mindeststa­ndard in der Schweineha­ltung“. Dieser müsse „unbedingt mehr Platz und verpflicht­ende Stroheinst­reu für die Tiere beinhalten“.

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