Schutz gegen Klimakatastrophen
Der WWF fordert ein „grünes Sicherheitsnetz“für Österreich als Schutz gegen die Folgen der Klimaerhitzung und des Verlusts von Artenvielfalt.
Österreich liegt in einer Weltregion, in der sich die Änderungen des Klimas und der Zusammensetzung der Arten etwas gebremster abspielen und wo es viele Mitteln gibt, die Folgen dieser Entwicklung zu lindern. Trotzdem werden auch hierzulande die Konsequenzen häufiger und stärker auftreten, darüber sind sich Wissenschafter einig.
Ein Gegensteuern ist möglich und erforderlich. Diese grundsätzlichen Statements hat der World Wide Fund for Nature (WWF) in einen konkreten Maßnahmenplan übersetzt. „Natürliche Schutzmaßnahmen denken Klimaschutz, Naturschutz und das menschliche Wohlergehen zusammen“, sagt Hanna Simons, stellvertretende Geschäftsführerin des WWF Österreich und Leiterin des Programms Natur- und Umweltschutz. „Von den Alpen bis in die Städte braucht es umfassende Maßnahmen und die nötigen Mittel, damit wir ein grünes Sicherheitsnetz über Österreich aufspannen können.“
Hochwasser werden stärker
Wesentlicher Puzzlestein dieses Sicherheitsnetzes ist die Ausweisung von hochrangigen Schutzgebieten – hier geht es nicht nur um den Schutz von Lebensräumen gefährdeter Arten, sondern auch um den Schutz von Siedlungsraum. Offensichtlich wird die Bedeutung solcher Maßnahmen im Hochwasserund Lawinenschutz. Flüsse ohne Auenlandschaften sind nicht mehr in der Lage, Wassermassen aufzunehmen. Das gilt ebenso für den Wald und den Boden. Monokulturen (vor allem von Fichten) sind nicht nur anfälliger für den Befall von Schädlingen (etwa Borkenkäfer), sondern nehmen auch weniger Wasser auf, sodass bei Starkregenfällen mehr Wasser abfließt und die Hochwasser anschwellen. Ganz vorn bei den Maßnahmen zum Knüpfen dieses Sicherheitsnetzes stehen auch Rückbauten unnötiger Barrieren in Flüssen und der Rückbau begradigter Flüsse.
Wichtiges Element in einer derartigen Strategie hat der Verbrauch an Boden. Täglich wird in Österreich eine Fläche von mehr als zwölf Hektar in Anspruch genommen; ein Gutteil davon wird versiegelt. Die diesbezügliche Performance Österreichs lässt zu wünschen übrig, obwohl in den Regierungsprogrammen seit mehr als 20 Jahren immer wieder verankert wird, dass sich die Inanspruchnahme natürlichen Bodens auf ein Fünftel reduzieren werde. Seither hat es aber keinerlei Anzeichen gegeben, dass sich Österreich diesem Ziel annähert; im Gegenteil.
Im Siedlungsraum wiederum steht vor allem die Entschärfung der Hitzebelastung im Vordergrund: Mehr Grünflächen und mehr Bäume sollen den Bewohnern vermehrt Möglichkeit zur Abkühlung geben. Der WWF fordert deshalb Hitzeschutzprogramme für alle Städte und Gemeinden.
Wichtige Maßnahmen betreffen auch die Moore. Neun Zehntel von ihnen sind bereits trockengelegt worden. Deshalb fordert die Umweltorganisation, dass die verbliebenen Moore ausnahmslos unter Schutz gestellt und – sofern möglich – trockengelegte renaturiert werden. Dabei handelt es sich um Projekte, die erst nach vielen Jahrzehnten eine Wirkung entfalten können.
Für die Maßnahmen ist Geld notwendig. Der WWF schlägt eine „Naturschutz-Milliarde“vor. Allein schon durch die Ökosystemleistungen (Bestäubung, Erholungswert etc.) zahlen sich Investitionen aus. Der WWF liefert auch eine Gegenrechnung: Die Folgen von durch den Menschen beeinflusste Naturkatastrophen werden auf etwa zwei Milliarden Euro geschätzt.
Das Climate Change Center Austria hat errechnet, dass bis 2030 die Kosten für die Folgen von Naturkatastrophen auf „drei bis sechs Mrd. Euro“steigen und sich bis 2050 verdoppeln werden. Dazu kommen Subventionen für fossile Energien, deren Verbrennung die Klimakrise anheizen. Diese Subventionen machen etwa sieben bis acht Mrd. jährlich aus.
Das Umwelt- und Klimaministerium hat 2017 in einer Studie den Gewässerschutz bewerten lassen. Konkret wurde dabei die Wirkung von Fördermitteln in der Höhe von 39 Millionen Euro untersucht. Der Einsatz dieser Mittel hat Investitionen von 124 Mio. ausgelöst, die wiederum einen gesamtwirtschaftlichen Produktionseffekt von 334 Mio. Euro ergeben haben. Bis zu 2300 Arbeitsplätze wurden gesichert oder geschaffen. Und: „Die dem Staat bzw. den öffentlichen Einrichtungen zufließenden Steuern und Abgaben aufgrund der Investitionstätigkeit sind jedenfalls wesentlich höher als die eingesetzten Bundesförderungsmittel.“