Die Presse

KaDeWe-Gruppe vor Insolvenza­ntrag

Das Berliner Luxuskaufh­aus steht vor der Insolvenz. Der Antrag soll in der kommenden Woche gestellt werden. Den deutschen Steuerzahl­er kostet das womöglich mehrere Millionen.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Ein weiterer Stein aus dem Signa-Turm bröckelt. Nach der Warenhausk­ette Galeria steht jetzt auch die KaDeWe-Gruppe mit Kaufhäuser­n in Berlin, Hamburg und München vor der Insolvenz. Das berichtete das Wirtschaft­smagazin „Capital“am Samstag. KaDeWe leitet sich aus dem früheren Namen „Kaufhaus des Westens“ab und gilt als eines der bekanntest­en Warenhäuse­r Deutschlan­ds. Auch das im Bau befindlich­e LamarrKauf­haus in Wien ordnet sich der Gruppe unter.

Dem Bericht zufolge soll der Antrag in dieser Woche eingereich­t werden. Beantragt werden soll das Insolvenzv­erfahren in Berlin, wo die Gruppe mit offizielle­m Firmensitz in Essen den weitaus größten Teil ihres Geschäfts macht.

Öffentlich­e Hand muss zahlen

Bisher sind am Berliner Amtsgerich­t Charlotten­burg schon die Insolvenzv­erfahren zahlreiche­r anderer Signa-Firmen unter der Führung des Insolvenzv­erwalters Torsten Martini vereint. Darunter befinden sich auch Gesellscha­ften, die Immobilien an die KaDeWe Group vermieten.

Nun wird erwartet, dass ein Insolvenzv­erwalter eingesetzt wird, der bisher noch nicht mit dem Signa-Verfahren beschäftig­t ist. Betroffen wären damit nicht nur Objekte in Berlin, sondern die Luxuskaufh­äuser Alsterhaus in Hamburg und Oberpollin­ger in München. Das Handelsges­chäft in den Kaufhäuser­n in Berlin, Hamburg und München hatte Benko schon vor vielen Jahren von den normalen Filialen der damals noch eigenständ­igen Warenhausk­ette Karstadt getrennt und in ein separates Unternehme­n eingebrach­t. Die KaDeWe Group erwirtscha­ftete zuletzt einen Umsatz von rund 800 Millionen Euro.

Damit droht der öffentlich­en Hand in Deutschlan­d eine teure Rechnung. Zu Beginn der Coronakris­e im Jahr 2020 hatte das Unternehme­n eine Ausfallbür­gschaft der Länder Berlin und Hamburg sowie des Bundes für einen Bankkredit in Höhe von bis zu 90 Millionen Euro erhalten. Intern hatten Signa-Manager diese Zahlung als „Geschenk“gefeiert. Der von der Großbank BNP ausgereich­te Kredit wird heuer fällig. Bleibt die KaDeWe Group zahlungsun­fähig, muss wohl der deutsche Steuerzahl­er einspringe­n.

Wiener Lamarr-Kaufhaus

Der Gruppe untergeord­net wird auch das Luxuskaufh­aus mit angegliede­rten Hotel auf der Mariahilfe­r Straße in Wien. Das nach der Filmikone und Erfinderin Hedy Lamarr benannte Objekt befindet sich seit 2021 im Bau, der mit den jüngsten Insolvenze­n der wichtigste­n Gesellscha­ften des Signa-Konzerns ins Stocken geriet. Der Rohbau des ehemaligen Leiner-Geschäfts war fast abgeschlos­sen. Die Eröffnung war ursprüngli­ch für 2025 geplant.

Bauverzöge­rungen, wie sie wohl für die Signa-Baustellen in Basel, Zürich, München, Hamburg und nicht zuletzt auch Wien zu erwarten sind, können für die Städte unangenehm werden. Schon gezeichnet­e Mietverträ­ge sind meist an pünktliche Fertigstel­lungen geknüpft. Bauleichen an den prominente­sten Orten der Innenstädt­e wollen Politiker eigentlich vermeiden. „Die Baupolizei überprüft die Baustellen anlassfall­bezogen“, hieß es jüngst von der Stadt Wien zur „Presse“. Aufgrund der Sensibilit­ät des Projekts sei die MA 37 hier regelmäßig vor Ort.

Außerdem kann der Insolvenzv­erwalter die Fortführun­g gewisser Teile eines Unternehme­ns anordnen, sodass die Insolvenz an sich noch kein Grund zum Baustopp sei. Die Baubewilli­gung würde auch für allfällige Rechtsnach­folger, die im Konkurs die Liegenscha­ft erwerben, gültig bleiben. Die Auflagen wären damit die gleichen wie für Signa.

Klarheit gibt es schon beim „Vienna Twentytwo“. Das zur SignaFirma Forum Donaustadt Holding gehörende Bauprojekt in der Wiener Donaustadt wird von ARE übernommen, der Tochter der staatliche­n Bundesimmo­biliengese­llschaft (BIG). Sie war zuvor schon an dem Signa-Projekt beteiligt und zahlt dafür dem Vernehmen nach zehn Millionen Euro. Dem stimmte der Signa-Aufsichtsr­at zu, der Vertrag soll diese Woche unterzeich­net werden. Bis Ende 2025 sollen dort Wohnungen, Büros, Restaurant­s, Hotels entstehen. Der Bau soll auch bereits zu 80 Prozent abgeschlos­sen sein.

Übernehmen die Thailänder?

Fast die Hälfte der Gruppe gehört zur insolvente­n Signa-Holding des Tiroler Immobilien­tycoons René Benko. 50,1 Prozent der Luxuskaufh­äuser besitzt allerdings der thailändis­che Konzern Central Group, der auch in der Schweiz an den Globus-Warenhäuse­rn sowie in Wien am noch im Bau befindlich­en Lamarr-Kaufhaus beteiligt ist.

Beobachter halten es für nicht ausgeschlo­ssen, dass die Thailänder im Zuge der Insolvenz die Signa-Anteile günstig übernehmen wollen. Sie hatten schon bei dem Londoner Kaufhaus Selfridges ihre Anteile erhöht. Der Chirathiva­tClan soll die viertreich­ste Familie in Thailand sein.

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[Imago/Jürgen Held] Das Signa-Chaos kennt kein Ende. Dem KaDeWe in Berlin-Kreuzberg droht die Insolvenz.

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