Gelingt Chinas Comeback?
Die Aktienmärkte im Reich der Mitte verzeichneten zuletzt Verluste, vor allem der Immobiliensektor bleibt ein Sorgenkind. Doch Marktexperten sehen inzwischen auch Chancen.
Die Notenbanken in den USA sowie in der Eurozone stehen vor einigen Herausforderungen. Allein in den USA hält das Wachstum stärker als erwartet an. In der Eurozone wurden zuletzt teils üppige Lohnforderungen umgesetzt. Angesichts solcher Entwicklungen könnte die Inflation womöglich länger auf höherem Niveau verharren und erste Zinssenkungen erst später im laufenden Jahr erfolgen. Doch nicht in allen Regionen zeichnet sich ein derart robustes Bild ab. Die einstige Wachstumslokomotive der globalen Konjunktur, China, ist in jüngster Vergangenheit ins Stocken geraten. Schließlich wurden die strengen Lockdowns erst Anfang 2023 aufgehoben, die Hoffnung auf einen raschen Aufschwung danach wurde enttäuscht. Unter dem Strich wuchs die chinesische Wirtschaft im Vorjahr um 5,2 Prozent. Das Plus lag damit zumindest über der offiziellen Zielvorgabe von fünf Prozent. Das Wirtschaftswachstum ist damit trotzdem eines der schwächsten seit 1990. Die Entwicklung bei der Inflation deutet auf eine Eintrübung hin: Die Teuerung legte für das Gesamtjahr 2023 nur leicht zu, in den letzten drei Monaten des Vorjahres rutschte die Wirtschaft sogar in eine Deflation.
Kriselnder Immobiliensektor
Die Gründe für die verhaltene Entwicklung sind zahlreich. So haben sich die Konsumenten im Reich der Mitte trotz der Wiedereröffnung der Wirtschaft zurückgehalten, eine Entwicklung, die unter anderem auf den kriselnden Immobiliensektor zurückgeführt wird. Viele private Haushalte haben ihre Ersparnisse in ebendiesen Sektor investiert. Die teils starken Wertverluste stimmten die privaten Haushalte vorsichtig, sie hielten sich mit ihren Ausgaben deshalb zurück. Aufgrund des zunehmend eingetrübten Umfelds hatten viele Investoren folglich auch den chinesischen Aktienmarkt gemieden, mit entsprechenden Konsequenzen: Allein die Festland-Börse in Shanghai hat auf ein Jahr ein Minus von rund 13 Prozent verzeichnet. Am Hang-SengIndex – das Börsenbarometer in Hongkong – fiel das Minus mit 30 Prozent weitaus kräftiger aus. Vor wenigen Tagen wurde nunmehr bekannt, dass Chinas Politführung deshalb die Aktienmärkte mit umgerechnet rund 300 Milliarden Dollar stützen möchte.
Unter anderem könnten Staatskonzerne dabei Gelder für einen Stabilisierungsfonds zur Verfügung stellen. In einer ersten Reaktion auf die Meldung legten Chinas Börsenbarometer zu. Bei J. Safra Sarasin räumt man dem Markt jedenfalls einiges an Überraschungspotenzial ein. Weil der Immobiliensektor nicht mehr der Wachstumstreiber sei, fließen etwa Kredite mittlerweile in andere Sektoren, um das Wachstum anzukurbeln, begründet Chefökonom Karsten Junius seine Zuversicht. Solches findet derzeit etwa im Bereich der Nachhaltigkeit, so etwa in der Elektromobilität, statt.
Weltweit die meisten E-Autos
Bereits jetzt werden in China weltweit die meisten Elektroautos hergestellt. Laut dem US-Unternehmensberater McKinsey wurden allein 2022 knapp mehr als zehn Millionen Elektroautos verkauft, rund 60 Prozent davon kamen aus dem Reich der Mitte. Für das vergangene Jahr gibt es noch keine Gesamtjahreszahlen. Bekannt sind hingegen die Verkaufszahlen vom chinesischen Elektroautobauer BYD vom Vorjahr. Allein im vierten Quartal 2023 setzte der Konzern mehr als 500.000 Elektroautos ab und überholte damit den Erzrivalen Tesla. BYD ist im Übrigen Teil des Indexzertifikats Solactive China Automobile Performance von der Bank Vontobel (DE000VT0WT85). Investiert wird insgesamt in 15 chinesische Firmen, die an der Herstellung von Elektromobilität beteiligt sind, wie etwa auch Weichai Power. Der Konzern stellt unter anderem Elektronikteile her, Fuyao Glass Industry Group wiederum Windschutzscheiben. Auch die Technologie bleibt im Fokus, allein, da in China ebenfalls der Einsatz der KI voranschreitet. Sie wird von zahlreichen Branchentiteln angewendet, etwa von den großen Branchenplayern in unterschiedlichen Geschäftsmodellen. So umfasst etwa das Indexzertifikat Alphabeta Access Products Want von Morgan Stanley (DE000DA0AAZ1) Netease, Tencent Holdings, Alibaba Group und Weibo. Damit sind zugleich mehrere Bereiche abgedeckt, so etwa der Internethandel, das Online-Gaming und soziale Medien.