Die Presse

Heimkehr in das Rockhouse

Mit der Band Zufallstre­ffer trat Joni Zott als Schüler erstmals im Rockhouse auf. Seit Jänner ist er Programmle­iter der Musikinsti­tution.

- VON CLAUDIA LAGLER

Manchmal führt der Zufall Regie. Als Joni Zott Anfang der 2000er-Jahre gemeinsam mit Freunden aus der Schule ein bisschen mit Musik herumprobi­erte, verschafft­e ihm eine Bekannte einen Auftritt bei einem Straßenfes­t in Seekirchen. Glückliche­r Zufall, dass ausgerechn­et Wolfgang Descho, Geschäftsf­ührer des Salzburger Rockhouse, in der Nähe wohnte und den Gig der Jungmusike­r hörte. Er fragte die vier, ob sie nicht auch einmal im Rockhouse spielen wollten. Daraus wurde Zufallstre­ffer, eine viel beachtete Salzburger Nachwuchsb­and, die es zu mehreren Alben und Support Acts bei Bands wie Revolverhe­ld oder Heinz aus Wien brachte.

Das Rockhouse mit seinen Auftrittsm­öglichkeit­en und dem Unterstütz­ungsprogra­mm für Talente wurde schnell zur musikalisc­hen Heimat für Zott und seine drei Kollegen. Die Band, die mit deutschspr­achigem Rock und Punkrock Erfolg hatte, freute sich 2010 sogar über den Heimo-Erbse-Preis, eine jährlich vergebene Auszeichnu­ng für die besten Rock-Pop-Nachwuchsk­ünstler im Großraum Salzburg. Mit dem Preisgeld finanziert­en sie ein neues Album, dann verlief sich das Musikexper­iment. „Offiziell aufgelöst haben wir uns nie“, erzählt Zott, der damals Leadsänger und Gitarrist war.

Blick hinter die Kulissen

Der Blick hinter die Kulissen des Musikgesch­äfts, den er in dieser Zeit gewonnen hatte, ließ den Salzburger nicht mehr los. Er wollte ins Musikgesch­äft – aber weniger, um selbst Musik zu machen. Ihn interessie­rte der Konzertmar­kt. Er war fasziniert von der Arbeit, die hinter einem gelungenen Konzertauf­tritt steckt. „Das Publikum erlebt zwei Stunden Magie auf der Bühne. Im Hintergrun­d passiert unheimlich viel, damit ein Konzert überhaupt zustande kommt“, sagt Zott.

Weil es in Österreich keine entspreche­nde Ausbildung gab, ging er nach der Matura nach München, um Musikund Medienmana­gement zu studieren. Das Leben in München kostet, deshalb jobbte er nebenbei bei Backstage München, einem Musikclub, der bis zu 800 Veranstalt­ungen pro Jahr organisier­t. „Man lernt einfach mehr, wenn man in der Praxis arbeitet“, sagt Zott. Irgendwann ließ er das Studium sein und tauchte ganz in das Booking-Geschäft ein. Er wechselte zu Arcadia nach Wien, einer Agentur, die rund 400 große und kleine Konzerte in ganz Österreich auf die Beine stellt, Festivals organisier­t sowie Musiker und Bands im Konzertund Tourbereic­h betreut. Zott wurde Booker und etablierte sich in der Branche. Den Kontakt zum Rockhouse verlor

er nie, er kuratierte sogar zwischendu­rch unter dem Titel „Circus Concerts“eine Reihe von Pop- und Rockkonzer­ten.

Als Wolf Arrer, 30 Jahre Programmch­ef im Rockhouse, vor zwei Jahren bei einem Gespräch hat anklingen lassen, dass er 2023 in Pension gehen werde und einen Nachfolger brauche, war ein Wechsel für Zott noch keine Option. Er fühlte sich in seinem Job und in Wien sehr wohl. „Aber irgendwann hat sich die Idee, doch nach Salzburg zurückzuke­hren, in mir festgesetz­t, und ich habe mich beworben, als die Stelle ausgeschri­eben wurde.“Schließlic­h mag er die Atmosphäre der Stadt, die Berge und Seen. Im Herbst wurde Zott dann als neuer Programmch­ef in Salzburg vorgestell­t, seit 1. Jänner hat er seinen Schreibtis­ch im Rockhouse. Weil das Konzertges­chäft eine lange Vorlaufzei­t hat, wird man seine Handschrif­t im Programm erst im Herbst spüren. Im Mai spielt Großstadtg­eflüster im Haus, die

hat er gebucht. Auch Granada, die ihren Auftritt im Herbst haben, waren seine Idee.

Aber viel verändern will der neue Programmch­ef vorerst ohnehin nicht: „Wir sind und bleiben ein Haus für alle Generation­en und Stilrichtu­ngen. Ich werde natürlich über die Zeit Dinge verändern und dem Programm meinen Stempel aufdrücken, aber erst Schritt für Schritt.“Will heißen: Im Rockhouse gibt es ein Programm, das so bunt ist wie Musik. Die Fans von Indie, Pop, Rock, Blues, Metal, Funk oder Reggae sind hier gut aufgehoben und finden Konzertabe­nde nach ihrem Geschmack. Die Schiene mit Hip-Hop möchte Zott verstärken und noch mehr jüngeres Publikum ins Haus holen. „Die 16- bis 20-Jährigen produziere­n ihre Musik eher allein daheim. Die würde ich gern mehr auf die Bühne holen und bestärken, dass sie sich das zutrauen“, wünscht sich Zott. Und damit vielleicht dazu beitragen, dass die eine oder andere Nachwuchsb­and so wie er einst mit Zufallstre­ffer von Salzburg aus durchstart­en kann.

Und was braucht es, damit ein Konzert nicht nur einfach ein Konzert ist, sondern der Funke zum Publikum so richtig überspring­t? „Das Wichtigste ist, dass für die Musiker der ganze Tag rund läuft und sie sich wohlfühlen. Dann wird auch das Konzert großartig.“

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[wildbild] Jon Zotti leitet seit Anfang Jänner das Programm im Salzburger Rockhouse.

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