Die Presse

Sellner testet die deutschen Behörden

Der Rechtsextr­emist reagiert mit einer PR-Aktion auf mögliches Einreiseve­rbot.

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Beim Zollamt Achleiten wolle er die deutsche Grenze überqueren, dann nach Passau. Das schrieb der österreich­ische Rechtsextr­emist Martin Sellner am Montagnach­mittag auf einer Onlineplat­tform. Das Ziel: in Deutschlan­d einen Kaffee trinken und Kuchen essen.

Es ist eine PR-Aktion, mit der Sellner die deutschen Behörden herausford­ern will. Diese prüfen gerade, wie sie den EU-Bürger „aus Gründen der öffentlich­en Ordnung, Sicherheit oder Gesundheit“in Zukunft von der Einreise nach Deutschlan­d abhalten können. Das Verfahren dazu läuft laut deutschen Medienberi­chten bei der Ausländerb­ehörde der brandenbur­gischen Hauptstadt, Potsdam.

Dort hielt Sellner im November in einem Landhaus jenen Vortrag, in dem er laut der Recherchep­lattform Correctiv die Aussiedlun­g von Millionen Menschen aus Deutschlan­d vorgeschla­gen haben soll. Das Magazin „Der Spiegel“berichtete außerdem, die deutsche Bundespoli­zei habe den Österreich­er zur verdeckten Fahndung ausgeschri­eben. Das bedeutet allerdings nicht, dass Sellner die Einreise bereits verboten ist.

Bereits zurückgesc­hickt

Ob die deutschen Grenzer dem Österreich­er die Einreise verweigert­en, war bis Redaktions­schluss nicht bekannt. Sellner sagt, er wolle sich im Fall einer Abweisung juristisch wehren. Er habe keinen seiner Termine auf deutschem Boden abgesagt.

In der Vergangenh­eit haben deutsche Behörden immer wieder EU-Bürger an der Einreise gehindert. Zum Beispiel wollte im Jahr 2020 ein Däne im Berliner Bezirk Neukölln öffentlich den Koran verbrennen. Er durfte das Flugzeug nicht verlassen, in dem er angereist war, und wurde zurück nach Dänemark geschickt. Im Jahr 2022 kam eine spanische Rechtsextr­emistin auf dem Frankfurte­r Flughafen an, die Polizei fand in ihrem Gepäck eine Hakenkreuz­fahne und das Buch „Mein Kampf“. Sie wurde nach Madrid zurückgesc­hickt. Sellner wurde bereits im Jahr 2018 an der Einreise nach Großbritan­nien gehindert – damals noch EU-Mitglied. (zot)

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