Kroatiens holpriger Heimweg nach Europa
Europajournalist Otmar Lahodynsky veröffentlicht neue Details zu Österreichs Rolle bei Kroatiens Unabhängigkeit und EU-Beitritt.
Die enge Verbindung zwischen Österreich und Kroatien, die zur Unabhängigkeit des Landes vor über 30 Jahren und zum späteren EU-Beitritt beigetragen hat, war eine Ausnahmeerscheinung in der europäischen Zusammenarbeit. Aber sie war, wie der erfahrene Europajournalist Otmar Lahodynsky in seinem neuen Buch „Kroatiens Heimkehr nach Europa“detailgetreu nachzeichnet, alles andere als friktionsfrei.
Die Vorarbeiten leisteten mehrere österreichische Politiker, unter ihnen Erhard Busek (ÖVP) und Hannes Swoboda (SPÖ), gemeinsam mit Vertretern Kroatiens in der Österreichisch-Kroatischen Gesellschaft. Der entscheidende historische Moment aber war der frühzeitige Beistand bei Kroatiens Unabhängigkeitserklärung 1991 durch Außenminister Alois Mock (ÖVP). „Die Unterstützung Österreichs und insbesondere von Dr. Alois Mock war entscheidend für die Unabhängigkeit“, bestätigte der erste Außenminister des Landes, Zdravko Mršić, in einem Interview für das Buch.
Lahodynsky sprach mit Zeitzeugen, durchforstete Dokumente im Staatsarchiv und konnte so die innenpolitischen und diplomatischen Verwerfungen nachzeichnen, die diesen Beistand begleiteten. Während die ÖVP schon 1991 der Ansicht war, dass Jugoslawien zerfällt, war die SPÖ unter Franz Vranitzky noch der Überzeugung, der Vielvölkerstaat könnte erhalten werden. Aus Frankreich kam harte Kritik an den Bestrebungen von Mock, der sich letztlich mit einer raschen Anerkennung der Unabhängigkeit durchgesetzt hatte. Europarats-Direktor im Pariser Außenministerium, Jacques Blot, hielt Österreich und seinen Außenminister für den Jugoslawien-Krieg mitverantwortlich. Kuriose Vorwürfe kamen indes aus Belgrad: Die serbischen Zeitungen „Politika“und „Borba“behaupteten sogar, Österreich habe an Kroatien Waffen geliefert und in Tirol seien muslimische „Terroristen“ausgebildet worden. (wb)