Briefmarkensammeln ist immer noch beliebt
Die Beschäftigung mit den wertvollen kleinen Kunstwerken hat etwas Entschleunigendes.
In den 1960er- und 1970er-Jahren war Briefmarkensammeln eines der beliebtesten Hobbys. Später ebbte das Interesse an den kleinen Kunstwerken ab. Aber es ist noch lange nicht erloschen, erzählt Christine Steyrer, Briefmarkenhändlerin und Branchenexpertin der WK Wien: „Die Zahl der Sammler ist zurückgegangen, aber die verbleibenden sind ernsthafter und geben mehr Geld aus.“Das bestätigen Aktivitäten in Auktionshäusern, wo ausgesuchte, hochwertige Objekte versteigert werden. Hier geht man von bis zu 6000 ständigen Käufern in Österreich aus. Als weiteren Indikator nennt Steyrer die Zahl der Abonnenten bei der Post für neu erscheinende österreichischen Briefmarken – es sind mehrere Zehntausend.
Vielleicht passt das traditionelle Hobby und die Beschäftigung mit Wertbeständigem besser in die Zeit, als manche glauben: „Briefmarkensammeln hat etwas Entschleunigendes – das gefällt den Leuten, gerade in Zeiten der digitalen Reizüberflutung“, meint Steyrer. Die Sammler konzentrieren sich heute vor allem auf Spezialgebiete. Immer mehr Briefmarkenenthusiasten interessierten sich nicht mehr allein für die Briefmarke, sondern ebenso für die Geschichte des Briefes, auf dem sie klebt.
Persönliche Beratung
Die Philatelie sei auch in der digitalen Gegenwart angekommen, berichtet Steyrer, und vieles um das Hobby spiele sich heute im Internet ab – „von der Onlinerecherche, zum Kauf und Verkauf über diverse Websites bis zu Crypto-Stamps“. Aber nicht alles geht im Netz: „In Wien gibt es 46 Briefmarkenhändler. Neben dem Onlinegeschäft betreiben sie auch Ladenlokale oder bieten die Möglichkeit von vereinbarten Treffen, um sich persönlich ausführlich beraten zu lassen“, sagt Horst Szaal, Obmann des Landesgremiums Wien des Kunst-, Antiquitätenund Briefmarkenhandels in der Wirtschaftskammer Wien.