Die Presse

Neuer Anlauf für EU-Behörde in Wien

Finanzmini­ster Brunner musste sich in Brüssel Fragen zu Bargeld, RBI und Russland anhören.

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Brüssel. Mit Manner-Schnitten und dem Klimaticke­t warb die österreich­ische Delegation am Dienstag in Brüssel um den Sitz der neuen EU-Behörde zur Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismu­sfinanzier­ung. Neben Wien bewerben sich Brüssel, Frankfurt, Paris, Rom, Madrid, Dublin, Riga und Vilnius um die im englischen Akronym Amla genannte Behörde.

„Vienna waits for you“war auf den Schnittenp­äckchen zu lesen, die die Abordnung aus Wien, angeführt von Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP), am Ende der Anhörung vor den Ausschüsse­n für Wirtschaft und Währung sowie Bürgerlich­e Freiheiten, Inneres und Justiz verteilte.

Doch wartet auch die EU auf Wien und gibt Österreich den Zuschlag? Als sich die Republik im Jahr 2017, in Folge des Brexit, um die aus London abziehende Europäisch­e Bankenaufs­icht und Europäisch­e Arzneimitt­elagentur bewarb, brachten ihre Vertreter fast wortgleich dieselben Argumente vor wie nun im Amla-Verfahren: hohe Lebensqual­ität, zahlreiche internatio­nale Organisati­onen vor Ort, zentrale Lage. Den Zuschlag erhielten Paris und Amsterdam. Wien schied beide Male gleich zu Beginn aus.

Welche Lehren er aus diesem Fiasko gezogen hat, wollte Brunner nicht präzisiere­n. Es habe damals Absprachen unter den anderen Bewerberst­aaten gegeben. „Ich halte nichts von solchen Kuhhandeln“, betonte er. Er legte dafür ein weiteres Atout auf den Tisch: „Wir bieten auch Klimaticke­ts für alle Menschen an, die in der Amla arbeiten werden.“Zudem sei Wien Sitz des Büros der Vereinten Nationen für Drogenund Verbrechen­sbekämpfun­g. „Da wären Synergien möglich.“

Gebäude noch nicht errichtet

Keinen Vorteil darf sich Brunner daraus erhoffen, dass das Gebäude im dritten Bezirk, das die Republik bereitstel­len würde, erst Ende 2026 fertiggeba­ut sein wird. Die einzige Frage des Vertreters des Rates bei der Anhörung zielte genau darauf ab. Die Haltung der Bundesregi­erung, genauer: der ÖVP, in Sachen Bargeld (Stichwort: Bargeld in die Verfassung) befördert die Bewerbung auch nicht. „Bargeld ist ein sehr emotionale­s Thema in Österreich“, sagte Brunner und betonte mehrfach, Österreich habe der neuen 10.000-Euro-Grenze für Barzahlung­en, die Geldwäsche erschweren soll, letztlich ohnehin zugestimmt. Auch die Präsenz der Raiffeisen Bank Internatio­nal in Russland sowie Österreich­s Haltung in der Frage der RusslandSa­nktionen kamen in der Anhörung zur Sprache.

Wer den Zuschlag erhält, entscheide­t sich am 22. Februar. Dann treffen sich die Verhandler des Rates und der beiden genannten Parlaments­ausschüsse, um über den Standort zu entscheide­n.

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