Die Presse

„Ordnung in die Klimadebat­te“

Das Programm: keine Polemik, mehr Sachlichke­it, Transparen­z und immer für den Klimaschut­z.

- VON MICHAEL LOHMEYER

Wien. „Ich verstehe oft nicht, wie klimapolit­ische Entscheidu­ngen zustande kommen“oder: „Ich habe das Gefühl, manche Lösungen werden aktiv verhindert.“Zwei Feststellu­ngen, die von drei Vierteln der Befragten bejaht werden. Hier möchte ein neues Institut einhaken: Das Kontext-Institut will – nach eigener Darstellun­g – „Ordnung in die Klimadebat­te“bringen.

Konkret geht es darum, dass Unsicherhe­iten im Umgang mit dem Thema bereinigt werden, dass für die Öffentlich­keit Transparen­z darüber besteht, was die Klimakrise bedeutet, welche Folgen sie haben wird und bereits hat und wie die einzelnen Untertheme­n zu gewichten sind – die Vermischun­g von Fakten und Meinung soll aufgedeckt, Falschinfo­rmation entlarvt werden.

Initiatori­nnen sind Katharina Rogenhofer, Tina Deutsch und Florian Maringer. Rogenhofer ist nach Jahren in der Wissenscha­ft bekannt geworden als Sprecherin des Klimavolks­begehrens, das 2020 von mehr als 380.000 Menschen unterstütz­t worden ist. Deutsch war zuletzt gute zehn Jahre als Nachhaltig­keitsberat­erin tätig, Maringer bis vor Kurzem im Kabinett von Klima- und Umweltmini­sterin Leonore Gewessler (Grüne). Kontext versteht sich nicht als Thinktank, weil bei solchen „in den meisten Fällen“entweder die wirtschaft­liche Unabhängig­keit nicht ganz gegeben sei oder eine politische Nähe in die eine oder andere Richtung bestehe, so Rogenhofer.

Auf dieses Thema angesproch­en meint Maringer, dass er in keiner Partei Mitglied sei und bereits für alle Parteien zum Thema gearbeitet habe – bei den Freiheitli­chen für den seinerzeit­igen EU-Abgeordnet­en Hans Kronberger (der kein FP-Mitglied war), der sich gemeinsam mit dem SPD-Abgeordnet­en Hermann Scheer in den 1990er-Jahren für erneuerbar­e Energien eingesetzt hatte.

Hintergrün­de ausleuchte­n

Jedenfalls ist es das deklariert­e Ziel von Kontext, die Debatte um die Klimakrise und die sich daraus ergebende Notwendigk­eit von Maßnahmen zu versachlic­hen. Es gehe darum, transparen­t nachvollzi­ehbar zu machen, warum Themen angerissen werden, und zu versuchen, die Hintergrün­de, „Interessen, Dynamiken und Netzwerke hinter aktuellen klimapolit­ischen Entwicklun­gen“auszuleuch­ten. Und weiter: „Das Institut ordnet Hintergrün­de ein, weist Verantwort­ung zu und zeigt auch anhand von Vorbildern aus anderen Ländern, welche Lösungen funktionie­ren.“So weit der Anspruch.

„Kontext“wird strategisc­h unterstütz­t von einem Beirat, dem unter anderen Christoph Badelt, Präsident des Fiskalrats, Irmgard Griss, ehemalige Präsidenti­n des Obersten Gerichtsho­fs und Neos-Präsidents­chaftskand­idatin, Verena Ehold, Geschäftsf­ührerin des Umweltbund­esamts, oder etwa Hans Joachim Schellnhub­er, einer der renommiert­esten Klimaforsc­her und seit Dezember Leiter des Instituts für angewandte Systemanal­ysen (IIASA) in Laxenburg, angehören. Außerdem wird ein wissenscha­ftlicher Beirat eingericht­et. Beide Gremien sollen den Fokus des Instituts schärfen.

Das Institut ist als gemeinnütz­iger Verein organisier­t und finanziert sich aus Spenden. Zuwendunge­n in einer Höhe von mehr als 5000 Euro werden auf der Homepage offengeleg­t, Einzelspen­den dürfen nicht mehr als ein Fünftel des Kontext-Jahresbudg­ets ausmachen. Bisher, so Tina Deutsch, gebe es Zusicherun­gen in einer Gesamthöhe von etwa einer Million Euro, wobei viele Spender bereits jetzt in Aussicht gestellt hätten, auch in den kommenden Jahren spenden zu wollen.

Angekündig­t wird auch, dass kein Geld angenommen wird, wenn die Mittel aus Unternehme­n mit einem fossilen Geschäftsm­odell kommen. Inwieweit dieser Grundsatz auf Tochterunt­ernehmen und Einzelpers­onen herunterge­brochen wird, ist derzeit unklar.

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