„Ordnung in die Klimadebatte“
Das Programm: keine Polemik, mehr Sachlichkeit, Transparenz und immer für den Klimaschutz.
Wien. „Ich verstehe oft nicht, wie klimapolitische Entscheidungen zustande kommen“oder: „Ich habe das Gefühl, manche Lösungen werden aktiv verhindert.“Zwei Feststellungen, die von drei Vierteln der Befragten bejaht werden. Hier möchte ein neues Institut einhaken: Das Kontext-Institut will – nach eigener Darstellung – „Ordnung in die Klimadebatte“bringen.
Konkret geht es darum, dass Unsicherheiten im Umgang mit dem Thema bereinigt werden, dass für die Öffentlichkeit Transparenz darüber besteht, was die Klimakrise bedeutet, welche Folgen sie haben wird und bereits hat und wie die einzelnen Unterthemen zu gewichten sind – die Vermischung von Fakten und Meinung soll aufgedeckt, Falschinformation entlarvt werden.
Initiatorinnen sind Katharina Rogenhofer, Tina Deutsch und Florian Maringer. Rogenhofer ist nach Jahren in der Wissenschaft bekannt geworden als Sprecherin des Klimavolksbegehrens, das 2020 von mehr als 380.000 Menschen unterstützt worden ist. Deutsch war zuletzt gute zehn Jahre als Nachhaltigkeitsberaterin tätig, Maringer bis vor Kurzem im Kabinett von Klima- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). Kontext versteht sich nicht als Thinktank, weil bei solchen „in den meisten Fällen“entweder die wirtschaftliche Unabhängigkeit nicht ganz gegeben sei oder eine politische Nähe in die eine oder andere Richtung bestehe, so Rogenhofer.
Auf dieses Thema angesprochen meint Maringer, dass er in keiner Partei Mitglied sei und bereits für alle Parteien zum Thema gearbeitet habe – bei den Freiheitlichen für den seinerzeitigen EU-Abgeordneten Hans Kronberger (der kein FP-Mitglied war), der sich gemeinsam mit dem SPD-Abgeordneten Hermann Scheer in den 1990er-Jahren für erneuerbare Energien eingesetzt hatte.
Hintergründe ausleuchten
Jedenfalls ist es das deklarierte Ziel von Kontext, die Debatte um die Klimakrise und die sich daraus ergebende Notwendigkeit von Maßnahmen zu versachlichen. Es gehe darum, transparent nachvollziehbar zu machen, warum Themen angerissen werden, und zu versuchen, die Hintergründe, „Interessen, Dynamiken und Netzwerke hinter aktuellen klimapolitischen Entwicklungen“auszuleuchten. Und weiter: „Das Institut ordnet Hintergründe ein, weist Verantwortung zu und zeigt auch anhand von Vorbildern aus anderen Ländern, welche Lösungen funktionieren.“So weit der Anspruch.
„Kontext“wird strategisch unterstützt von einem Beirat, dem unter anderen Christoph Badelt, Präsident des Fiskalrats, Irmgard Griss, ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs und Neos-Präsidentschaftskandidatin, Verena Ehold, Geschäftsführerin des Umweltbundesamts, oder etwa Hans Joachim Schellnhuber, einer der renommiertesten Klimaforscher und seit Dezember Leiter des Instituts für angewandte Systemanalysen (IIASA) in Laxenburg, angehören. Außerdem wird ein wissenschaftlicher Beirat eingerichtet. Beide Gremien sollen den Fokus des Instituts schärfen.
Das Institut ist als gemeinnütziger Verein organisiert und finanziert sich aus Spenden. Zuwendungen in einer Höhe von mehr als 5000 Euro werden auf der Homepage offengelegt, Einzelspenden dürfen nicht mehr als ein Fünftel des Kontext-Jahresbudgets ausmachen. Bisher, so Tina Deutsch, gebe es Zusicherungen in einer Gesamthöhe von etwa einer Million Euro, wobei viele Spender bereits jetzt in Aussicht gestellt hätten, auch in den kommenden Jahren spenden zu wollen.
Angekündigt wird auch, dass kein Geld angenommen wird, wenn die Mittel aus Unternehmen mit einem fossilen Geschäftsmodell kommen. Inwieweit dieser Grundsatz auf Tochterunternehmen und Einzelpersonen heruntergebrochen wird, ist derzeit unklar.